Kommentar zur Neubesetzung im MAK: Ein zarter Hauch von Dynastie

Die Entscheidung für Lilli Hollein ist zweifellos seriös. Ein Zeichen des Aufbruchs ist sie nicht.

Wird die langjährige  Leitungsperson einer Institution trotz tadelloser Führung irgendwann abberufen, wird das gern mit dem Wunsch nach „frischem Wind“ argumentiert. Das ist vollkommen legitim.

Bei der Neubesetzung des MAK will  der Wind aber nicht so recht spürbar wehen. Ja: Lilli Hollein ist ohne Zweifel eine höchst kompetente Person, hat in Österreich und  international beste Kontakte  und ein   großes Verständnis für das MAK und seine Sammlungen.  Doch sie ist eben auch tief im Establishment des heimischen Kulturwesens eingewachsen: Damit ist gar nicht so sehr der  Nachlass ihres berühmten Vaters gemeint, um den offenbar rechtzeitig eine gesichtswahrende Umfahrung gelegt werden konnte, sondern auch die Involvierung in Gremien, Jurys, Kuratorien und andere Machtapparate.

Der Wunsch, auf solches Kapital zu bauen, ist nachvollziehbar. Doch wenn die Kulturpolitik eine derart vernetzte Person in eine Leitungsfunktion beruft, sendet sie ein Signal: Und es ist eben nicht jenes der Umwertung, der Inklusion einst marginalisierter Gruppen und des vollständigen Neudenkens musealer Sammlungen mit all ihrem Ballast nicht nur kolonialer Geschichte. Dieser Diskurs, der anderswo   durch die Kulturlandschaften fegt wie ein Wirbelsturm, kommt  in Österreich  wieder nur als  Lüfterl an. Dabei gäbe es noch viel Staub wegzublasen.

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