Der Tod ist auch nur ein Technologieproblem

Einfrieren für das ewige Leben
Im Silicon Valley glauben viele an Unsterblichkeit dank technologischem Fortschritt.

Der Bote bringt eine Holzkiste, stellt sie ins hintere Zimmer. Darin: Ein nackter Männerkörper, ein bisschen glitschig. Den muss man erstmal in der Badewanne einweichen. Und dann, plötzlich, spricht er. Geht. Redet. Und zwar genau so, wie der eben verstorbene Partner.

Es ist ein künstlicher Mensch, mit künstlicher Intelligenz aufgerüstet, und er bringt die Persönlichkeit und den Charakter des Verstorbenen zurück. Diese werden aus all dem rekonstruiert, was dieser in den Sozialmedien hinterlassen hat, aus seinen öffentlich gemachten Erinnerungen, seinen Messaging-Konversationen, seinen eMails. Der Ersatz-Mensch soll so die Trauer der Hinterbliebenen lindern. Was grässlich misslingt.

Nein, derartige künstliche Menschen gibt es noch nicht. Diese düstere Zukunftsvision rund um das Sterben und die unstillbare Sehnsucht nach dem Weiterleben ist Stoff einer der beklemmendsten Folgen der fantastischen TV-Serie "Black Mirror" (zu sehen auf Netflix). Aber, wie viele Themen der Serie, zeigt die Folge eine Zukunft, die zum Greifen nahe scheint.

Denn im Silicon Valley (und nicht nur dort) sehen immer mehr Start-ups, Techniker, Mediziner das Sterben nicht als Teil der Natur des Menschen. Sondern als Problem, das es zu lösen gilt. Und zwar schnell.

So beginnt die "Black Mirror"-Folge mit einem Gedanken, der bereits demnächst Wirklichkeit werden könnte: Nur dass jemand tot ist, heißt nicht, dass man nicht mit ihm chatten kann. Eterni.me nennt sich ein Start-Up, das genau das ermöglichen will.

Die Kunden müssen dem sozialen Netzwerk für Tote Zugriff auf ihre Daten gewähren. Nach dem Tod der Inhaber werden die Sozialmedien-Profile dann von einer virtuellen Kopie des betroffenen Nutzers betreut.

Angehörige und Freunde können sich dann mit der digitalen Kopie des Verstorbenen unterhalten, berichtete die futurezone.

Die Suche nach Unsterblichkeit via Technologie ist eine logische Folge des Hypes um die Selbstoptimierung des Körpers, der in der High-Tech-Welt allgegenwärtig ist. Die Titanen des Silicon ValleyMark Zuckerberg, Sergey Brin, Tim Cook – versuchen, auch den Körper so zu behandeln wie eine App oder ein neues Handy: Es gibt nichts, was man nicht durch Technologie verbessern könnte.

Das Spektrum ist dabei weitläufig: Ein Ernährungstrend jagt im Silicon Valley den nächsten, eine teure Sportart folgt auf die andere, manche forschen, ob das Blut junger Menschen nicht einen Verjüngungseffekt haben könnte. Die Superreichen suchen die ewige Jugend – und haben viele Milliarden Dollar, die sie in diese Suche investieren können.

Ein neuer Körper

Und da kommt man dann schnell vom Fitnesswahn zum Transplantieren des eigenen Kopfes auf einen anderen Körper. Oder auch zum Einfrieren nach dem Tod, in der Hoffnung, wieder aufgeweckt zu werden. Oder zur Hoffnung, Krankheit und Tod, dank Nanomedizin, überhaupt nur noch als Fehler im System zu definieren, der repariert werden kann.

"Bin gleich zurück", heißt die eingangs erwähnte Folge von "Black Mirror", gleich zurück vom Tod also. Vielleicht bleiben wir irgendwann auch einfach gleich da.

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