Der ORF und die Politik, nächstes Kapitel: Direktorenwahl

Geschiedene Leute: Grasl und Wrabetz
Natürlich geschieht dies unter Berücksichtigung aller politischen Zwänge

Am heutigen Donnerstag geht der zweite Akt der ORF-Wahl 2016 über die Bühne: Die Direktoren werden vom ORF-Stiftungsrat beschickt und bieten entsprechend wieder Platz für parteipolitische Manöver.

Für die meisten Spekulationen sorgt der Finanzdirektor: Amtsinhaber Richard Grasl scheidet aus dieser Funktion aus, weil er sich gegen Generaldirektor Alexander Wrabetz um die Führung des Unternehmens beworben hatte – und der rächte sich. Als aussichtsreichste Anwärter auf den Posten des kaufmännischen Direktors gelten derzeit Roland Weissmann, er war Grasls rechte Hand und Büroleiter und verwaltete zuletzt als Leiter der Programmwirtschaft bereits die Millionen-Budgets im Fernsehen, sowie Standard-Geschäftsführer Wolfgang Bergmann. Für die Radiodirektion gilt FM4-Chefin Monika Eigensperger als Favoritin. Als Fixstarter gelten weiter Kathrin Zechner als Programmdirektorin und Michael Götzhaber als Technischer Direktor.

Kurzfristig

Wrabetz wäre nicht Wrabetz, wären nicht bis zuletzt fast alle Bausteine noch in der Luft. Kenner des ORF-Generals vermuten, dass dieser sein endgültiges Team erst am Donnerstag direkt in der Sitzung des Stiftungsrates präsentieren wird. Dieser tagt ab 10 Uhr und stimmt über die Bestellungsvorschläge ab.

Zunächst wird dabei über die vier Fachbereichsdirektoren abgestimmt, danach über die neun Landesdirektoren – natürlich in enger Abstimmung mit den jeweiligen Landeshauptleuten. Diese haben zwar formal nur ein Anhörungsrecht, pochen aber hinter den Kulissen traditionell recht erfolgreich auf ein reales Mitspracherecht.

Von rot auf schwarz

Bei den Landesdirektoren dürfte es nur in Salzburg und im Burgenland Veränderungen geben. In Salzburg muss der unter der früheren SPÖ-Landeshauptfrau Gabi Burgstaller bestellte Roland Brunhofer auf Wunsch von ÖVP-Landeshauptmann Wilfried Haslauer seinen Sessel räumen. Brunhofer hat sich nun für alle 13 ausgeschriebenen Direktorenpositionen beworben, dürfte in der ersten Runde aber leer ausgehen (der KURIER berichtete).

Im Burgenland soll Landesdirektor Karlheinz Papst auf Drängen der dortigen SPÖ abgelöst werden.

Mögliche Änderungen werden auch für die TV-Information selbst kolportiert. TV-Innenpolitikchef Hans Bürger könnte demnach neuer Chefredakteur von ORF 2 werden, Lisa Totzauer jene von ORFeins. Der bisherige TV-Chefredakteur Fritz Dittlbacher könnte in der neuen Struktur Leiter des sogenannten Newsgathering oder der Magazine werden. Im "Newsgathering", das laut Ausschreibung der Programmdirektion zugeordnet ist, dürften künftig die Content-liefernden Fachressorts angesiedelt sein. Info-"Direktor" ist Wrabetz selbst.

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