"Der Medicus": Exkursion ins Mittelalter

"Der Medicus": Exkursion ins Mittelalter
Ein Buchbestseller kommt ins Kino: Mit einem Produktinosbudget von 26 Millionen Euro verfilmt UFA Cinema in Köln und Marokko Noah Gordons "Der Medicus".

Dass hier keine Erbsen gezählt werden, sondern etwas ganz Großes entsteht, wird dem Besucher sofort klar: "Wir benötigten das höchste Studio Europas, um den Schahpalast glaubhaft nachzubauen", erklärt Udo Kramer, der Production Designer von "Der Medicus" in den MMC-Studios in Köln-Ossendorf.

Fast vier Monate Vorbereitung brauchte es für die rund 30 Drehtage hier in Köln, ganze sechs Wochen nahmen allein der Aufbau des Palasts und der Madrassa, der berühmten Medizinerschule im mittelalterlichen Isfahan, in Anspruch.

"Die Recherche war sehr aufwendig, denn wir wollen ja alles authentisch aussehen lassen", so Kramer. Man habe Experten für Orientalistik, Medizin- und Religionsgeschichte beigezogen: "Wer kennt sich schon aus mit jüdischen Essritualen des 11. Jahrhunderts?"

Rund 26 Millionen Euro verschlingt die Verfilmung von Noah Gordons Opus Magnum "Der Medicus", die in 63 Drehtagen in Deutschland und Marokko Form annimmt. Hinter dem Filmprojekt – der Kinofilm soll Ende 2013 fertig sein, danach ist eine Verwertung als Fernseh-Zweiteiler in der ARD geplant – steht die deutsche UFA Cinema von Wolf Bauer und Erfolgsproduzent Nico Hofmann ("Dresden", "Die Sturmflut", "Hindenburg"). Bauer schwärmt: "Das ist die letzte episch große, noch nicht verfilmte Romanerzählung der letzten Jahrzehnte. Eine Abenteuerreise und zugleich eine Geschichte der Toleranz zwischen den Religionen. Da mussten wir zuschlagen". Damit nichts schiefgehen kann bei dem Millionen-Investment, haben Bauer und Hofmann Schauspieler und Leading Team persönlich ausgesucht.

Regie bei der Großproduktion führt Philipp Stölzl, bekannt durch seinen Bergsteigerfilm "Nordwand". Die Titelrolle des jungen Medicus Rob Cole spielt der Brite Tom Payne, bisher nur dem britischen Fernsehpublikum ein Begriff. Den Bader, einen der ersten Lehrer Robs, spielt der schwedische Filmstar Stellan Skarsgård, zuletzt in "The Avengers" zu sehen.

 

Sir Ben ist der Star

Unangefochtener Star am Set ist aber Sir Ben Kingsley, der den legendären und unnahbaren Arzt Ibn Sina spielt. Eine Rolle, die Kingsley, der die Grandezza wie eine Monstranz vor sich herträgt, wie auf den Leib geschneidert scheint. Nein, er habe Noah Gordons Buch nicht gelesen, sagt Kingsley knapp, "ich hatte keine Zeit dazu. Philipp bat mich einfach, mich in die Geschichte hineinzuleben. Das tat ich."

Deutscher Beitrag zum Gelingen des "Medicus" ist neben Philipp Stölzl Erfolgs-Comedian Elyas M’Barek ("Türkisch für Anfänger"), der in seinem rostroten Mittelalter-Kostüm, der dicken Schminke und der dunklen Lockenperücke seltsam exotisch und ungewohnt aussieht. M’Barek strahlt übers ganze Gesicht, weil er "erstmals bei so einer großen internationalen Produktion dabei sein darf. Es ist auch das erste Mal, dass ich auf Englisch drehe."

Inzwischen ist der Tross nach Afrika weitergezogen. Stölzl: "Am Originalschauplatz des Buches, in Persien, zu drehen, war unmöglich. Da sind wir in Marokko besser aufgehoben."

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