"Der Besuch der alten Dame" am Tablett präsentiert

Protagonisten im Musical „Der Besuch der alten Dame“: Pia Douwes als Claire Zachanassian und Uwe Kröger als ihr Ex-Lover Alfred Ill
Die Dürrenmatt-Komödie als Musical ab 19. Februar im Ronacher.

Die Kritiken der Uraufführung des Musicals „Der Besuch der alten Dame“ in der Schweiz im letzten Sommer waren – gelinde gesagt – durchwachsen: „Weniger grotesk als das Original von Friedrich Dürrenmatt, dafür mit viel kitschverdächtiger Romantik“, hieß es da.

Die Thuner Seespiele fuhren mit der Open-Air-Produktion ein sattes Defizit ein. Die Publikumsauslastung lag 15 Prozent unter den budgetierten 80 Prozent.

Am 19. 2. kommt die Indoor-Version der schwarzen Komödie mit Musik von Michael Reed und Moritz Schneider ins Ronacher.

„Anders vom Konzept und vom Bühnenbild“, verspricht Regisseur Andreas Gergen im KURIER-Gespräch. „In Wien gibt es kein monumentales Monopoly-Brett. Sondern der britische Designer Peter Davison, auch schon Ausstatter von ,Rebecca’, hat ein realistisches Bühnenbild entworfen, so dass wir die Dürrenmatt-Komödie als Parabel auf einem Spiegel-Lack-Boden wie auf einem Tablett präsentieren.“

Große Gefühle

Pia Douwes als Milliardärin Claire Zachanassian trifft in der Kleinstadt Güllen nach Jahrzehnten auf ihre Jugendliebe Alfred Ill, besetzt mit Uwe Kröger, nur um aus Rache seinen Tod zu fordern. Kröger amüsiert’s, dass er in „Elisabeth“ einst „Pia den Tod brachte, und sie ihn mir jetzt wünscht“.

Sie darf – sehr zeitgemäß – singen: „Geld führt Regie. Die Leute tanzen, so wie es mir gefällt.“ Die Holländerin findet, „dass das Stück alte und immer wieder aktuelle Themen wie Verantwortung, Schuld, Liebe, Vergeltung und Vergebung aufgreift. Und dass die Menschen der Versuchung des Geldes und der Macht nicht widerstehen können, finde ich im ,Besuch der alten Dame‘ sehr faszinierend.“

Ambivalente Figuren

Heute übersiedelt das Ensemble von der Probe- auf die Hauptbühne. Gergen: „Wir halten uns sehr eng an die Theatervorlage.“

Dürrenmatt nannte sein Stück eine „Komödie der Hochkonjunktur“.

Spannend dabei ist zu beobachten, wie sich Gier, Doppelmoral und Falschheit unter den Dorfbewohnern verbreitet, als die alte Dame verkündet, zwei Milliarden für den Tod von Alfred Ill zu spenden.

Claire und Alfred. Das war einmal die große Liebe.

„Nach 30 Jahren stehen sie einander gegenüber. Weil ihre Geschichte nicht abgeschlossen ist, kommen die alten Gefühle hoch“, sagt Pia Douwes. „Hätte Alfred Verantwortung übernommen für das, was er ihr angetan hat, wäre vielleicht aus beiden etwas anderes geworden.“

Man habe die Figuren noch entwickelt im Musical, sagt Gergen. „So ist die Zachanassian mehr als nur der Prototyp des eiskalten Racheengels. Sie überdenkt schließlich ihre destruktiven Pläne.“ Allerdings zu spät für ein Happy End.

INFO: Ab 19. 2. im Ronacher, 1., Seilerstätte 9, tgl. außer Montag; Karten 01/58885 www.musicalvienna.at

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