Der "schwarze Schwarm" feierte in Wien
Der schwarze Schwarm fiel über das Wiener Museumsquartier her und feierte Sonntagabend die Party des Jahres: Beim Album Launch Event von Depeche Mode, die ihre Fans vor Jahren aufgrund der bevorzugten Kleidungsfarbe „The Black Swarm“ getauft hatten, war er zwar nicht ganz so schwarz wie sonst. Da mischten sich auch jede Menge in Buntes gehüllte Business-Insider unter den „Black Swarm“. Was die Stimmung aber auch nicht trüben konnte. Denn selbst die - bei derartigen Gelegenheiten gern routiniert und teilnahmslos - konnten sich der aufgeheizten Stimmung um das schon im Vorfeld so gehypte Konzert nicht entziehen. Nicht wenige von den Gästen von Plattenfirma und Tourveranstalter stimmten mit ein, als der Black Swarm (ausschließlich Kartenverlosungs-Gewinner) schon den ersten Song „Angel“ mit Jubel und Gekreische nach jeder Strophe und jedem Refrain begleitete.
Der ist aber auch eines der spannendsten Beispiele für den Sound, den Depeche Mode für ihr Freitag erschienenes 13. Album „Delta Machine“ kreiert haben: Eine Mischung aus bluesigen Riffs und spärlicher, zickiger Elektronik, die einen Hauch von Dubstep unter die düsteren Melodien legt. Die früher dichten Synthie-Sounds sind damit ausgekehrt, machen Platz für Luft zwischen den Tönen und Geräuschen, lassen die eindringlicher werden. Der runderneuerte Depeche-Mode-Sound ist härter und kantiger, lehnt sich ins Industrial-Genre, wo er früher mit Pop flirtete. Und nicht nur die neuen Songs klingen so. Auch Hits wie „Personal Jesus“ und „Walking In My Shoes“ haben Sänger Dave Gahan, Gitarrist Martin Gore und Tastenmann Andy Fletcher diesem Sound angepasst, lassen sie rockiger als zuletzt klingen.
Bilder vom exklusiven Album-Event:
Dazu kommt, dass Dave Gahan nach wie vor einer der charismatischsten Frontmänner der Szene ist. Mit 50 immer noch schlank und drahtig als wäre er 21, aktiv und emsig, als wäre er ein hungriger Bühnenfrischling, ist allzeitm Fokus des Launch Events. Wenn er die Hüften schwingt wird gejubelt, wenn er die Mikrofonstange stemmt wird geschrien, wenn er beides gleichzeitig macht wird gekreischt als wär' er Justin Bieber. Dazu wirbelt der österreichische Drummer Christian Eigner seine Sticks wie ein Derwisch, genauso präzise wie besessen, und Gore und Fletcher üben sich wie immer in aristokratischer Zurückhaltung.
So war’s kein Wunder, dass auch der bunte Schwarm nach „Enjoy The Silence“ und kaum einer Stunde Programm noch lange nicht genug hatte. Aber so soll das bei derartigen Events sein: kurz und intensiv – ein köstlicher Appetithappen, der gierig macht auf das, was ab jetzt mit Album und Tour geboten wird. Mission mehr als erfüllt.
KURIER-Wertung: ***** von *****
INFO: Am 10. April wird das Wiener Konzert auf www.fan4fan.com von der Deutschen Telekom gestreamt.
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