Die Musikwelt trauert um Superstar David Bowie
Eine Musiklegende ist tot. Erst vor wenigen Tagen - am 8. Jänner - feierte David Bowie seinen 69. Geburtstag. Nun ist der in Brixton (London) als David Robert Jones geborene Musiker verstorben. Laut einem offiziellen Facebook-Eintrag starb David Bowie am Sonntag im Kreis seiner Familie nach einem 18-monatigen Kampf gegen Krebs.
Bowie gehörte zu den größten und einflussreichsten Musikern der vergangenen Jahrzehnte. Der mit dem Model Iman Abdulmajid verheiratete Brite hatte erst in der vergangenen Woche ein neues Album herausgebracht: "Blackstar" erschien am Freitag - an Bowies Geburtstag.
Sein Tod hat weltweit Bestürzung ausgelöst (siehe Reaktionen unten). "Davids Freundschaft war das Licht meines Lebens", sagte etwa Kollege Iggy Pop. "Ich habe noch nie eine so brillante Person getroffen. Er war der Beste, den es gab." Auch Bowies Sohn, der Regisseur Duncan Jones ("Moon"), zeigte sich zutiefst bestürzt:
Berühmtheit als "Ziggy Stardust"
Den ersten Druchbruch feierte David Bowie 1969 mit der Single „Space Oddity“, für die er in die Rolle des im All gestrandeten Astronauten Major Tom schlüpfte. Der weltweite Ruhm aber kam mit seinem Alter Ego „Ziggy Stardust“, einem Außerirdischen, der als Rockstar auf die Erde kommt. Mit ihm – gehüllt in Outfits, die vom japanischen Kabuki-Theater beeinflusst waren – begründete Bowie die Glam-Rock-Ära. Aber wie er in dem Song „Changes“ schon 1972 proklamierte, wollte er sich immer weiterentwickeln, ließ Ziggy Stardust schon 1973 mit einem letzten legendären Auftritt im Hammersmith Odeon in London wieder sterben.
Trendsetter
Bis zum Ende seines Lebens blieb Bowie der Wandlungsfähige, der - an jedem Musikstil und an jeder Art Kunstform interssiert - "gar nicht anders kann, als alles, was um mich ist, aufzusaugen“. Deshalb beschwerte sich Bowie später mit Recht, immer nur auf Ziggy und die anderen Bühnen-Charaktere, die er in den 70er-Jahren geschaffen hatte, reduziert zu werden. "Ich habe mit den Kunstfiguren angefangen, weil ich zu schüchtern war, als ich selbst aufzutreten", sagt er. "Das war aber nur eine kurze Phase. Schon seit den 80er-Jahren kann ich es genießen, einfach als David Bowie meine Lieder zu singen."
So machte Bowie sich später den Philadelphia-Soul zu eigen, war mit dem Hit "Fame" aus dem Album "Young Americans" von 1975 der erste Weiße, der einen Auftritt in der amerikanischen TV-Show "Soul Train" hatte. In Berlin tauchte er mit Ex-Roxy-Music-Keyboarder Brian Eno als Produzent in die Elektronik-Szene Deutschlands ein und schuft mit der Trilogie "Low", "Heroes" und "Lodger" weitere prägende Alben. 1997 adaptierte er für das Album "Earthling" die Drum-’n’-Bass-Sounds aus den Londoner Clubs.
All diese Strömungen holte er aus dem Underground. Aber er drückte ihnen auch deutlich seinen Stempel auf, indem er diese Trends mit seinen Lieblingsthemen Entfremdung und Einsamkeit verband. Und mit seinem untrüglichen Gespür dafür, komplexe Melodien hymnisch und einfach anmutend klingen zu lassen und über genauso komplexe Songstrukturen zu legen, setzte er Trends, auf die sich auch heute noch so viele wesentliche Musiker beziehen.
"Phil-Collins"-Ruhm in den 80ern
In den 80er-Jahren, die er "kaum inspirierend" fand, wurde er mit dem Welt-Hit "Let’s Dance" zum Superstar. Weil sich Bowie mit diesem "Phil-Collins-Ruhm gar nicht wohl fühlte", gründete er die Rockband Tin Machine. Er experimentierte für Texte mit der Cut-up-Technik von William Burroughs und spielte 14 Instrumente.
Ab der Mitte der 90er Jahre war Bowie häufig auf Tournee, lieferte umjubelte Auftritte- obwohl er nach eigener Aussage im Tonstudio immer glücklicher war als auf der Bühne. Die „Reality“-Tournee musste er 2004 krankheitsbedingt abbrechen. Damals musste er sich - kurz bevor er für zwei Konzerte in Wien und Salzburg nach Österreich gekommen wäre – nach einem Herzinfarkt in Hamburg einer Notoperation unterziehen. Danach wurde es still um den Wahl-New-Yorker, bis er 2013 an seinem 67. Geburtstag mit der Single „Where Are We Now“ und der Ankündigung des Albums „The Next Day“ überraschte.
"Blackstar" als Vermächtnis
Sein musikalisches Vermächtnis ist das Album "Blackstar", für das sich David Bowie in seinem letzten Lebensjahr dem Jazz verschrieb. Jenem Stil, mit dem er einst begonnen hatte, nachdem er als Teenager die Musik von Little Richard gehört hatte, sein Saxofonist werden wollte und bei Ronnie Ross, damals einem der führenden Jazzsaxofonisten Großbritanniens, Unterricht genommen hatte. Und das zeigt einmal mehr, was die grandiosen Werke dieses musikalischen Genies immer auszeichnete: Dichte Atmosphäre, mystische Intensität, experimentelle, innovative Arrangements und einnehmende Melodien.
Bücherwurm, Schauspieler, Maler
Aber das musikalische Talent des Bücherwurms, der seinen Fans auf seiner Webseite auch Lesetipps gab, war längst nicht sein einziges: Als Schauspieler agierte er in mehr als 15 Filmen (etwa als Erfinder Tesla im Film "The Prestige"), aber auch in dem Broadway-Stück "Elephant Man".
In der bildenden Kunst liebte er die deutschen Expressionisten, saß stundenlang vor den Gemälden des "Brücke"-Museums, als er in den 70er-Jahren in Berlin lebte. Bowie war auch Kunstsammler und besaß unter anderen Werke von Tintoretto und Hockney. Er war Autor des britischen Magazins Modern Painters, für das er Interviews mit Jeff Koons, Balthus und Julian Schnabel führte. Als Maler hatte er aber nur einige wenige Solo-Ausstellungen.
Denn David Bowies größte Liebe galt immer der Musik. 2003 sagte er: "Als ich als Teenager Tibetischen Buddhismus studierte, wollte ich Mönch werden. Mein Lehrer musste mir das ernsthaft ausreden. Er sagte: 'Du musst Musik machen!' Ich bin ihm heute noch dankbar dafür".
Porträt in Bildern
ZITAT | PROMINENTER |
"Ich habe beim Aufwachsen das Popgenie David Bowie gehört und gesehen. Er war ein Meister der Neuerfindung, der es immer wieder richtig getroffen hat. Ein riesiger Verlust." | Großbritanniens Premierminister David Cameron |
"Davids Freundschaft war das Licht meines Lebens. Ich habe noch nie eine so brillante Person getroffen. Er war der Beste, den es gab." | Der britische Musiker Iggy Pop |
"Er war sowohl ein wunderbarer, freundlicher Mann, als auch ein außerordentlicher Künstler, ein echtes Original." | Die britische Rockband Rolling Stones |
"Seine Musik spielte eine sehr große Rolle in der britischen Musikgeschichte und ich bin stolz, an den gewaltigen Einfluss zu denken, den er auf Menschen überall auf der Welt hatte." | Der frühere Beatles-Sänger Paul McCartney |
"Der cleverste und brillanteste Mann unserer Zeit. Was für ein Vakuum er doch hinterlässt, und wie sehr er vermisst werden wird." | Queen-Bandmitglied Roger Taylor |
"Bowie hat die Rolle des Popmusikers befreit - befreit vom Zwang Leben und Kunst verbunden zu haben." | Der österreichische Popexperte Wolfgang Kos |
"Ich bin schwer geschockt und sprachlos. Ein Großer ist von uns gegangen." | Der österreichische Filmproduzent Rudi Dolezal |
"Ich habe die letzten zehn Stunden auf dem Sofa gegen die Wand gestarrt, um mir das vor Augen zu halten" | Wanda-Bandmitglied Manuel Christoph Poppe |
"David Bowie war eine meiner größten Inspirationen, so furchtlos, so kreativ." | US-Musiker Kanye West |
"Ich bin so glücklich, dich kennengelernt zu haben!!!! Hot Tramp I love you So!" | Musikerin Madonna mit einer Anspielung auf eine von Bowies Textzeilen aus dem Song "Rebel Rebel" |
"Kann heute bitte jeder Radiosender weltweit nur Musik von David Bowie spielen - ich denke, die Welt schuldet ihm das." | Der britische Komiker und Schauspieler Eddie Izzard |
"Unfassbar traurige Nachrichten. Eine wahre Musikikone, David Bowie ist von uns gegangen, aber seine Musik wird für immer weiterleben. Du bist nun Zuhause bei den Sternen. Gute Reise" | Der britische Musiker Ronan Keating |
"Die Welt hat heute einen Helden verloren!" "Du hast die Welt mit deiner Musik verändert, Mr. Bowie!" | Der irische Musiker Rea Garvey |
"Am Boden zerstört... Eine Legende ist von uns gegangen" | US-Sängerin Cher |
"Hab einen guten Flug, Major Tom.... Wir werden dich auf der Erde vermissen." | Der deutsche Musiker Udo Lindenberg |
"Künstler und Wort-Bilhauer David Bowie hat uns in Richtung einer anderen Welt verlassen. Ich bete, dass sein Schöpfer ihn mehr willkommen heißt, als wir ihn vermissen." | Der britische Musiker Yusuf Islam, früher Cat Stevens |
"Mein Herz ist gebrochen." "Ich weine völlig unkontrolliert." "Wenn ich einen Gott gehabt hätte, war es David Bowie und er wird es immer sein" | US-Schauspielerin Evan Rachel Wood |
"Ruhe in Frieden David, du hast uns zu früh verlassen!" | Die US-Schauspielerin Goldie Hawn |
"Ganz klar hat er auch mich stark beeinflusst - mit seinen Klangbildern und seinem Auftreten." | Der deutsche Musiker Peter Schilling |
"Soooooo traurig, vom Tod einer weiteren Ikone zu hören." | Schauspielerin Michelle Williams |
"Ich habe deine Musik geliebt. Ich habe dich geliebt. Einer der größten Unterhaltungskünstler, der je gelebt hat." | Der in Neuseeland geborene Schauspieler Russell Crowe |
"Ich habe gerade einen Helden verloren" | Britischer Komiker Ricky Gervais |
"Ich habe mir nie eine Welt ohne ihn vorgestellt." | Der britische Schauspieler Elijah Wood |
"Ruhe in Frieden Vater aller Freaks. Sehr, sehr trauriger Tag." | Der Schauspieler Mark Ruffalo |
"Ruhe in Frieden David Bowie... ... Ich bin froh, dass du hier warst" | Die in Russland geborene Musikerin Regina Spektor |
"David Bowie war ein echter Wegbereiter, ein echter Kreativer." | Der US-Musiker und Produzent Pharrell Williams |
"Unsterblich unfassbar. Ein Gentleman und ein Held" | Die britische Band Massive Attack |
"Bowie hat existiert, damit wir Sonderlinge lernten, dass Eigentümlichkeit etwas Wertvolles ist. Er hat die Welt für immer verändert." | Der mexikanische Regisseur Guillermo del Toro |
"Meine ganze Jugend über lag ich auf dem Teppich in meinem Zimmer, hörte Bowie und fühlte, wie mein Geist und mein Herz sich öffneten. [Er] inspirierte mich mehr, als ich ausdrücken kann." | Der US-Schauspieler Edward Norton |
"Lebe wohl, mögest du in Frieden ruhen." | Der deutsche Schauspieler Armin Rohde |
"David Bowie, du wirst sehr vermisst werden. Bowies "Changes" und die Ziggy-Geschichte haben mich sehr beeinflusst." | Der Musiker Gene Simmons von der US-Rockband Kiss |
"Eine Musiklegende!" | Der Sänger Louis Tomlinson von der britisch-irischen Popband One Direction |
"Er war ein brillanter Künstler und ein spannender und interessanter Mensch." | Der ehemalige britische Premierminister Tony Blair |
"Traurig zu hören, dass David Bowie seinen Kampf gegen Krebs verloren hat - seine Musik war eine Inspiration für viele." | Der britische Astronaut Tim Peake, der gerade auf der Internationalen Raumstation ISS ist |
"Er hat uns inspiriert, jenseits der Norm zu gehen ... und die Leere des Lebens in den 70ern in England mit einer eigenen Kunstform zu vertreiben" | Der britische Musiker Billy Idol |
"Ich wünsche, er hätte länger auf der Erde bleiben können." | Die britische Autorin J.K Rowling |
"Auf Wiedersehen, David Bowie. Du bist jetzt unter #Heroes. "Danke, dass du geholfen hast, die Mauer zu Fall zu bringen." | Das deutsche Auswärtige Amt |
"David Bowie hatte etwas, was auch für die Diplomatie grundlegend ist, nämlich die Neugier, die Welt durch die Augen anderer zu entdecken. Die Bereitschaft, sich von überlebten Klischees und Vorurteilen zu lösen." | Der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier |
"Ich war schockiert, heute Morgen von David Bowies Tod zu erfahren... wir werden ihn sehr vermissen" | Der britische Musiker Peter Gabriel |
"Spätestens seit Anfang der siebziger Jahre war er eine Gestalt der allerersten Riege, sein Platz im Olymp ist sicher." | Der deutsche Sänger Heinz Rudolf Kunze im hr1 |
"Zu Bowie bestand nicht nur musikalisch eine besondere Verbindung. Der Künstler gehörte zu uns." | Der Regierende Bürgermeister Berlins, Michael Müller SPD |
"David Bowie ist und wird immer eine Rock'n'Roll-Legende sein, eine echte Stilikone und ein lieber Freund. Im Herzen bin ich heute bei seinen Lieben." | Der US-Modedesigner Tommy Hilfiger |
"Als ich es gehört habe, hat es mich erschaudern lassen. Ich dachte, David Bowie würde für immer leben. Auf gewisse Weise wird er das." | Der britische Unternehmer Richard Branson |
Im Nachfolgenden eine Werkauswahl zum umfangreichen Oeuvre des Künstlers.
ALBEN:
1967 | David Bowie |
1969 | David Bowie (Space Oddity) |
1970 | The Man Who Sold the World |
1972 | The Rise and Fall of Ziggy Stardust and the Spiders from Mars |
1975 | Young Americans |
1977 | Low |
1977 | Heroes |
1983 | Let's Dance |
1984 | Tonight |
1987 | Never Let Me Down |
1995 | Outside |
1999 | Hours... |
2002 | Heathen |
2003 | Reality |
2013 | The Next Day |
2016 | Blackstar |
SPIELFILME:
1976 | Der Mann, der vom Himmel fiel (The Man Who Fell to Earth) |
1979 | Schöner Gigolo, armer Gigolo |
1981 | Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo |
1983 | Begierde (The Hunger) |
1983 | Furyo - Merry Christmas, Mr. Lawrence (Merry Christmas Mr. Lawrence) |
1986 | Absolute Beginners - Junge Helden (Absolute Beginners) |
1986 | Die Reise ins Labyrinth (Labyrinth) |
1988 | Die letzte Versuchung Christi (The Last Temptation of Christ) |
1992 | Twin Peaks - Der Film (Twin Peaks - Fire Walk with Me) |
1996 | Basquiat |
1999 | Everybody Loves Sunshine (B.U.S.T.E.D.) |
2001 | Zoolander |
2006 | Prestige - Meister der Magie (The Prestige) |
2008 | Der Börsen-Crash (August) |
2009 | Bandslam - Get Ready to Rock! (Bandslam) |
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