So klingt David Bowies neues Album "Blackstar"
Jazz-Saxofonist Donny McCaslin konnte es nicht fassen. Im Frühjahr 2014 bekam er eine eMail von David Bowie: Die Rock-Ikone bat ihn und seinen Drummer Mark Giuliana zu einer Session ins Studio. Ursprünglich für einen Song geplant, wurde die Zusammenarbeit mit McCaslin, seinem Quartett und anderen Jazzmusikern das Rückgrat des 25. Bowie-Studio-Albums "Blackstar".
Am 8. Jänner 2016, an Bowies 69. Geburtstag, kommen die nur sieben (dafür recht langen) Songs auf den Markt. Und damit ist Bowie wieder der, der er in seiner Ausnahme-Karriere so häufig war: Der Visionär, der ohne jeden Kompromiss an den Mainstream Trends aufspürt, verarbeitet und sie sich so zu eigen macht, dass etwas Neues entsteht.
Bowie war in den frühen 70er-Jahren der Pionier der Glam-Szene, verband mit seiner Ziggy-Stardust-Figur so effektiv Rockmusik und theatralische Elemente, ohne dabei künstlich zu werden. Die viel beschriebenen Alter-Egos, die er annahm, waren weit mehr Ausdruck seines an jeder Kunstform interessierten Charakters als Verkleidung. Die Musik war allzeit die spürbare Verlängerung seiner Persönlichkeit – intensiv und impulsiv, auch wenn sie in ein intellektuelles Konzept gehüllt war.
Trendsetter
So machte Bowie sich später den Philadelphia-Soul zu eigen, in Berlin mit Ex-Roxy-Music-Keyboarder Brian Eno die Elektronik-Szene Deutschlands ("Low", "Heroes" und "Lodger") und 1997 für das Album "Earthling" die Drum-’n’-Bass-Sounds aus den Londoner Clubs. All diese Strömungen holte er aus dem Underground, drückte ihnen seinen Stempel auf und setzte damit Trends, auf die sich auch heute noch so viele wesentliche Musiker beziehen.
Und jetzt, mit 68, ist Bowie beim Jazz angelangt? Nicht ganz. Eigentlich begann Bowie damit. Als Teenager rief er kühn sein Idol, den britischen Jazzsaxofonisten Ronnie Ross an, bat ihn um Unterricht – und bekam ihn auch. Das "Black Tie White Noise"-Album von 1993 hatte ebenfalls jazzige Untertöne.
Aber auch wenn die beteiligten Musiker es vermuten lassen würden, " Blackstar" ist kein reines Jazz-Album. Die komplexe rhythmische Basis, die Improvisationen und Saxofonsoli kommen aus dem Jazz. Aber darüber liegen Songs mit einnehmenden Melodien – immer aufgeladen mit dichter Atmosphäre und mystischer Intensität.
Denn auch bei "Blackstar" bleibt Bowie seinen Lieblingsthemen Entfremdung und Einsamkeit treu, gibt dem Album damit ein genauso düsteres wie aufregendes Feeling. Zu den Highlights gehören der schon vorab veröffentliche Titel-Song "Blackstar" (aus dem Soundtrack zu der Crime-Serie "The Last Panthers"), der mit über neun Minuten Länge bedrohlich die Entstehung einer Sekte nach der Exekution des Vorgängers des Blackstars beschreibt.
Theaterstück
Ebenfalls hervorragend ist das auf einem dicken Bass dahinstampfende "Girl Loves Me", das oberflächlich lieblich und in der Tiefe doch so dämonisch ist. Auch das sanft melancholische, mit unsentimentalen Streichern akzentuierte "Dollar Days". Der sehnsüchtige Song "Lazarus", der die Verlorenheit des Erzählers spürbar macht, hat den gleichen Titel wie das Theaterstück (Premiere ist am 7. 12.), das Bowie maßgeblich mitgestaltet hat.
Was das eine mit dem anderen zu tun hat? Der Meister äußert sich dazu nicht. Seitdem Bowie 2004 auf einer Tournee einen Herzinfarkt erlitt, gibt er keine Interviews mehr. Denn wie "Blackstar"-Produzent Tony Visconti bemerkte: "Jetzt geht es nicht mehr um seine Person, nur mehr um seine Kunst". Und die ist einmal mehr skurril, packend und innovativ. So, dass man sie mit nichts besser beschreiben kann als mit "typisch Bowie".
Zur Person
David Robert Jones wurde am 8. Jänner 1947 in London geboren. Mit neun Jahren entdeckte er die Musik von Little Richard, mit 15 sang er in seiner ersten Band. Er studierte Pantomime bei Lindsay Kemp und nannte sich Bowie, um nicht mit Davy Jones von den Monkees verwechselt zu werden.
Der Durchbruch gelang Bowie 1969 mit dem Song „Space Oddity“. Weitere Hits: „Fame“, (geschrieben mit John Lennon) und „Let’s Dance“. Bowie spielt 14 Instrumente und lebt jetzt mit Gattin Iman und Tochter Alexandria in New York. Sein Sohn aus erster Ehe, Duncan Jones, ist erfolgreicher Regisseur und hat unter anderen "Moon" und "Source Code" gedreht.
David Bowie hat 140 Millionen Tonträger verkauft.
Zur Person WerdegangDavid Robert Jones wurde am 8. Jänner 1947 in London geboren. Mit neun Jahren entdeckte er die Musik von Little Richard, mit 15 sang er in seiner ersten Band. Er studierte Pantomime bei Lindsay Kemp und nannte sich Bowie, um nicht mit Davy Jones von den Monkees verwechselt zu werden. ErfolgeDer Durchbruch gelang Bowie 1969 mit dem Song „Space Oddity“. Weitere Hits: „Fame“, (geschrieben mit John Lennon) und „Let’s Dance“. Bowie hat 140 Millionen Tonträger verkauft und lebt jetzt mit Gattin Iman und Tochter Alexandria in New York.
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