Captain Midnight und der Mann, den sie Texas nannten

Captain Midnight und der Mann, den sie Texas nannten
"Tanz mit dem Teufel": David Spandau, einer der zahlreichen Marlowe-Epigonen, bietet eine unterhaltsam derbeInnenschau des Hollywood-Betriebs

Man sieht es ihm an: Er wird im November 60, hat eine Buchhandlung geführt und als Lehrer gearbeitet.

Dass Daniel Depp der Bruder von Johnny Depp ist, sieht man ihm nicht an. Mit ihm hat Daniel Depp bei einer Produktionsfirma in Hollywood gearbeitet und am Drehbuch für den Film „The Brave“ mitgearbeitet, bei dem Bruder Johnny Regie und Hauptrolle innehatte.

Küchenpsychologen könnten nach der Lektüre dieses garstigen Hollywood-Krimis schließen: Diese Zusammenarbeit war ... durchwachsen. Vielleicht ist Daniel Depp aber einfach ein ziemlich guter Schriftsteller, der weniger von der Beobachtung zehrt und mehr aus der Vorstellungskraft schöpft.

Und deshalb sind seine ab 2009 veröffentlichten Kriminalromane „Stadt der Verlierer“, „Nächte in Babylon“ und nun „Tanz mit dem Teufel“ einfach gut erfunden. Man hofft das für den Kreativ-Standort Nummer eins der USA. Hofft, dass es in Wahrheit nicht die Mafia ist, die Oscar-Nominierungen vornimmt, sondern dass es dort auch um künstlerische Leistung geht.

David Spandaus dritter Fall also: Der Privatdetektiv ist ein Klassiker – ein guter Kerl, der sich schwer damit tut, seine wahren Gefühle zu zeigen. In seinem Vorleben war er Stuntman, jetzt hält er sich für Gary Cooper. Man nennt ihn „Texas“. Seine Ex liebt er noch immer, die Jetzige, eine Oscar-Preisträgerin, mag ihn mehr als er sie. Vielleicht sollte sie einmal etwas anderes essen als Rote-Rüben-Salat. Aber man weiß ja: Frauen sind immer auf Diät.

Sex, Drugs and Steaks

Captain Midnight und der Mann, den sie Texas nannten
Spandau muss nicht nur zwei Frauen, sondern auch zwei Fälle „schupfen“. Einer davon dreht sich um einen versoffenen Regisseur, der mit dem plötzlichen Erfolg schlecht umgehen kann. In weiteren Rollen: die armenische Mafia – deren Boss nur Gefühle für Charles Aznavour zeigt –, eine blonde Amateur-Detektivin, die sich hauptsächlich für ihr mit Brillanten besetztes Handy interessiert, sowie jede Menge Sex, Drugs and Steaks. Nicht zu vergessen Kellnerinnen, die Typen, die schon sieben Whiskey intus haben, ihre Telefonnummer auf eine Serviette schreiben.

Wie schon der Titel andeutet: „Tanz mit dem Teufel“ ist derb und strotzt vor Klischees. Ausdrücke des Erstaunens lauten: „Ja, fick die Henne!“ Darüber hinaus handelt es sich um wirklich gute Krimi-Unterhaltung. Zum Drüberstreuen spielt Depp sein Bildungsbürgertum aus. Neben Titten und Pimmeln gibt es auch Männer, die sich die ersten Worte aus Ulysses auf ihr bestes Stück tätowieren lassen: „Der stattliche Buck Mulligan ...“

Umrahmt wird die Story von Prolog und Epilog eines gewissen Captain Midnight. Um im Jargon zu bleiben: ein zusätzliches Sahnehäubchen.

KURIER-Wertung: **** von *****

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