Damien Hirst: Riesenskulpturen in London, Riesenumsatz mit KI-Kunst

Damien Hirst: Riesenskulpturen in London, Riesenumsatz mit KI-Kunst
Ist der Brite mehr Künstler oder Unternehmer? Er weiß jedenfalls, jeden Sammler-Trend sofort für sich zu nützen

Für manche ist er der größte Zyniker der Kunstwelt, völlig außer Kontakt mit der Realität und abgehoben in die Sphäre der Superreichen, die sich seine sündteuren Werke noch leisten können. Für andere ist er ein Zeitgenosse, der die Frage, was Kunst wert ist und warum, schlauer reflektiert als andere und dabei auch näher an den technischen Trends ist als andere Künstler. Fix ist: Damien Hirst ist gut im Geschäft.

Sichtbar wird das derzeit in London, wo nun die 18 Meter hohe Skulptur "Demon with Bowl" auf dem Gelände der "Greenwich Peninsula" am Südufer der Themse aufgestellt wurde. Das Gelände, eine ehemalige Industriebrache, wurde vom Immobilienunternehmen Knight Dragon zu einem schicken Stadtviertel weiterentwickelt. Hirst, der Ende der 80er in der Gegend wohnte - und heute selbst ein umfassendes Immobilien-Portfolio sein eigen nennt - konnte hier Skulpturen aus seiner Serie "Treasures From The Wreck of the Unbelievable" aufstellen, die 2017 im Umfeld der Venedig-Biennale erstmals groß präsentiert worden war. Der "Demon With Bowl" stand damals alos Hauptattraktion im Atrium des Palazzo Grassi, dem Privatmuseum des superreichen Luxusunternehmers Francois Pinault.

Damien Hirst: Riesenskulpturen in London, Riesenumsatz mit KI-Kunst

Die Geschichte, die Hirst damals zu der Serie auftischte, suggerierte, dass die Skulpturen von einem gesunkenen Schiff stammten, das einst einem sagenhaft reichen Sammler gehört hatte. Hirst ließ dafür antike Formen so aussehen, als wären sie von Algen und Korallen überwuchert - zugleich waren einige Skulpturen Mickymäuse und andere populäre Charaktere. Er freue sich, dass die Geschichte nun ebenfalls mit einem Standplatz nahe des Wassers weitergehe, gab Hirst zu Protokoll.

Was vielen in Venedig als monumentaler Kitsch erschien, verkaufte sich nichtsdestotrotz gut - tatsächlich wurden von jedem Stück der Serie drei Exemplare aufgelegt. Eines davon, eine Sphinx, kam übrigens im Garten eines Millionärs in Florida zu stehen. Zuletzt machte die Meldung die Runde, dass die  drei Millionen US-Dollar teure Skulptur durch eine Attacke zu Schaden gekommen sei: Eine 66-Jährige war mit einem Rolls-Royce (!) in den Vorgarten gefahren und hatte das Kunstwerk demoliert.

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Geld scheffeln mit Hirst

Hirst kann sich selbst längst ein Luxusleben leisten - erst kürzlich hatte er innerhalb von neun Tagen 20 Millionen US-$ mit seinem jüngsten Projekt "The Beautiful Paintings" ("Schöne Bilder") gescheffelt, für das er auf den Trend der Bildgenerierung mit Künstlicher Intelligenz aufgesprungen war. Gemeinsam mit dem Technikentwickler HENI brachte Hirst dabei eine Plattform an den Start, die es Sammlern erlaubte, anhand gewisser Präferenzen ihr eigenes "Spin Painting" zu designen - ein Rückgriff auf eine frühere Serie, in der sich Farbe durch Zentrifugen auf einem runden Bild verteilte. Nun wurde die Farbe durch einen Algorithmus zugewiesen, Käufer konnten sich entscheiden, ob sie vom Bild eine physische Ausführung, ein digitalen Zwilling (NFT) oder beides erstehen wollten.

Den NFT-Trend hatte Hirst bereits im Vorjahr ausgeschlachtet, als er das Projekt "THe Currency" an den Start brachte. Für dieses bot er in seiner Galerie 10.000 limitierte und nummerierte Blätter aus seiner Serie von Punkt-Bildern an; Käufer mussten sich entscheiden, ob sie die Arbeit auf Papier oder die NFT-Version kaufen wollten. Im zweiten Fall wurde das Papier-Original von Hirst öffentlich verbrannt.  5.149 Käufer wählten das Papier, 4.851 die NFTs.

In Wien ist Hirst übrigens noch bis 23. Juli als Teil der Druckgrafik-Ausstellung der Albertina Modern zu sehen: "Andy Warhol bis Damien Hirst" zeigt Werke einer Serie, in der der Künstler Motive des letzten Abendmahls als Pharma-Erzeugnisse übersetzte.

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