"Eine Frage hätte ich da noch ...": Warum Columbo noch immer Kult ist

"Eine Frage hätte ich da noch ...": Warum Columbo noch immer Kult ist
Ein halbes Jahrhundert nach ihrer Entstehung ist die Krimiserie "Columbo" immer noch in zahllosen TV-Kanälen zu sehen. Der Schlüssel des Erfolgs ist wohl Hauptdarsteller Peter Falk.

Der Mann mit dem zerzausten Haar und dem abgetragenen Trenchcoat hat sich soeben vom reichen Hausherrn verabschiedet, um dessen Luxusvilla zu verlassen, da fällt Columbo noch etwas ein.

Er macht eine Kehrtwendung, schiebt seine Zigarre aus dem Mundwinkel und sagt: „Eine Frage hätte ich da noch.“ Spätestens jetzt wissen Columbo-Fans, dass der Titelheld den Fall gelöst hat. Mehr als ein halbes Jahrhundert nach ihrer Entstehung werden weltweit regelmäßig alte Columbo-Folgen gezeigt, auch im ORF, in ATV, Sat.1, ARD, ZDF, RTL ...

Dass Peter Falk überhaupt Columbo wurde, grenzt an ein Wunder. Man hatte die Rolle vor ihm drei anderen Schauspielern angeboten, einer von ihnen starb vor Beginn der Dreharbeiten, die beiden anderen – darunter kein Geringerer als Bing Crosby – wollten die Rolle nicht.

Peter Falk formte Columbo

Schon an dem Besetzungsversuch mit dem eleganten Bing Crosby erkennt man, dass die Figur des Columbo ursprünglich ganz anders angedacht war. Erst als man Peter Falk, als vierte Wahl, fragte, entstand der Tollpatsch, der dem aktuellen Mörder scheinbar so naive Fragen stellt, dass der sich fast bis zum Schluss in Sicherheit wiegt. Peter Falk selbst hat maßgeblich zur Formung des Charakters von Columbo beigetragen.

Wenn man ihn in seinem wichtigsten Kleidungsstück, dem dringend reinigungsbedürftigen Regenmantel, sieht, würde man nicht annehmen, dass Peter Falks Eltern ausgerechnet ein Kleidergeschäft betrieben. Es ging nicht sehr gut, weshalb der spätere TV-Star in ärmlichen Verhältnissen aufwuchs. Die jüdischen, aber nicht religiösen Eltern waren aus Russland und Polen nach New York eingewandert, wo Peter Falk am 16. September 1927 zur Welt kam.

"Eine Frage hätte ich da noch ...": Warum Columbo noch immer Kult ist

Karriere mit Glasauge

Als er drei Jahre alt war, wurde ein Tumor im rechten Auge festgestellt, das operativ entfernt werden musste. Peter schloss trotz des Handicaps ein Studium für Literatur- und Politikwissenschaften mit Bestnoten ab, wusste aber nicht recht, wohin er sich beruflich orientieren sollte. Er bewarb sich bei der Marine, die ihn wegen seines Glasauges nicht nahm, arbeitete als Koch und versuchte beim US-Geheimdienst CIA anzudocken, der ihn ablehnte, weil er sich einmal in Jugoslawien aufgehalten hatte, womit man in der berüchtigten McCarthy-Ära gleich als Kommunist galt. Endlich als Finanzbeamter untergekommen, trat Peter Falk abends nebenbei in einer Laienspieltruppe auf.

Seine ersten Gehversuche, bald als Profischauspieler, waren demütigend. Er bekam zwar kleine Theaterrollen, doch sein Traum, im Film Karriere zu machen, blieb ihm versagt, immer nur aus einem Grund, den Filmproduzent Harry Cohn menschenverachtend so erklärte: „Für dieselbe Gage bekomme ich einen Schauspieler, der zwei Augen hat.“

Doch Peter Falk gab nicht auf. Er war schon über 30, als er von Warner Brothers die erste kleine Filmrolle erhielt, worauf Hollywood mehrmals bei ihm anklopfte, vor allem nachdem er zwei Mal für den Oscar als bester Nebendarsteller nominiert worden war. Aber von einem Durchbruch konnte keine Rede sein.

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Ein schrulliger Polizist

Damit rechnete auch niemand, als Peter Falk 1968 eine weitere von vielen, anscheinend x-beliebigen Rollen angeboten wurde: In dem TV-Film Mord nach Rezept spielte er einen Inspektor namens Columbo. An eine Serie war nicht gedacht, doch der schrullige Polizist kam beim Publikum so gut an, dass der Sender NBC beschloss, ab 1971 mehrere Folgen zu drehen. Insgesamt waren es dann innerhalb von 35 Jahren 69 Fälle, durch die der 1,68 m große Kriminalinspektor zu einer der populärsten Fernsehfiguren aller Zeiten wurde.

Peter Falk war zweifach mit Österreich verbunden. In der 1975 gedrehten Columbo-Folge Playback spielte Oskar Werner einen Manager, der seine Schwiegermutter ermordet, um an deren Firma heranzukommen. Peter Falk hatte sich Oskar Werner ausdrücklich für diese Rolle gewünscht, da er ihn als Vorbild und Lieblingsschauspieler sah.

Verliebt in eine Wienerin

Der zweite Grund für Falks Verbundenheit mit Österreich ist ein pikanter: Er hatte sich 1968 bei Dreharbeiten zu dem Sidney-Pollack-Film Das Schloss in den Ardennen in die 24-jährige Wiener Schauspielerin Susanne Widl verliebt. „Peter war gutmütig, klug, wissbegierig und gebildet“, erinnert sich die heute 80-jährige Wienerin. „Ich habe in meiner freien Zeit am Set viel gezeichnet, das hat ihn sehr interessiert, so sind wir einander näher gekommen.“

Peter Falks geheime ,Liaison dauerte 27 Jahre, bis sie von einem Paparazzo auf die Titelseite des National Enquirer gebracht wurde, was fast zur Scheidung von seiner Frau geführt hätte.

Das Jahr, in dem er und Susanne („er war eine große Liebe meines Lebens“) ein Paar wurden, war beruflich sein wichtigstes, da damals der erste Columbo-Film entstand. „Er wollte ihn zuerst nicht spielen, ließ sich aber überreden“, erzählt Susanne Widl. „Später war er glücklich darüber, weil er sich in der Rolle schauspielerisch ausleben und an den Drehbüchern mitarbeiten konnte.“

Zu Columbos Markenzeichen gehörten neben Peter Falks (übrigens privatem) Regenmantel, eine Ehefrau, die er oft zitierte, die aber nie auftrat, ein Basset-Hund, der nur „Dog“ hieß, ein alter Peugeot 403, Zigarren und der Umstand, dass er nie eine Schusswaffe gebrauchte. Als Peter Falk durch Columbos Welterfolg immer höhere Gagen verlangte, beendete NBC die Dreharbeiten, um ihn später an die Mordkommission des Los Angeles Police Department zurückzuholen.

Die letzten Jahre

Im Jahr 2007 wurde bekannt, dass Peter Falk an Alzheimer litt. Er soll nicht einmal mehr gewusst haben, dass er einst die Rolle des Columbo gespielt hatte.

Peter Falk starb am 23. Juni 2011 mit 83 Jahren in seinem Haus in Beverly Hills an einem Kreislaufstillstand. Im Gegensatz zur Strategie anderer Krimiserien wurde er nach Ausbruch seiner Krankheit bzw. nach seinem Tod nicht durch einen anderen Darsteller ersetzt.

Weil Peter Falk unersetzlich ist. Und Columbo unsterblich.

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