Immer dieselben Fragen
Bereits mit etwas über 40 Jahren, Anfang der 1960er-Jahre, machte sich die Krankheit bemerkbar, ohne vorerst als solche erklärbar zu sein. „Der Begriff Alzheimer war damals noch nicht bekannt“, erinnert sich ihre Tochter Yasmine, „man dachte, ihr eigentümliches Verhalten wäre die Folge von Alkoholmissbrauch.“
Zu ihrem „eigentümlichen Verhalten“ gehörte, dass Rita Hayworth immer wieder dieselben Fragen stellte und auf einem Flug nach Europa plötzlich und grundlos die Stewardess tätlich angriff.
Die Schauspielerin schob Vergesslichkeit und Aggression beiseite, tat als gäbe es das Problem nicht und drehte noch einige Filme. 1981 übernahm ihre Tochter Yasmine Aga Khan, die aus Hayworth’ dritter Ehe mit dem Prinzen Aly Khan stammte, die Vormundschaft. Rita Hayworth starb 1987 mit 68 Jahren.
Als Schauspieler brachte es Ronald Reagan nicht ganz so weit, dafür wurde er Präsident der Vereinigten Staaten. Erste Symptome traten bereits gegen Ende seiner Amtszeit auf, deutlich wurde es, als er 1994 nach über 40-jähriger Ehe seine Frau Nancy nicht mehr erkannte. Der 83-jährige Ex-Präsident wandte sich noch im selben Jahr mit dem Bekenntnis, Alzheimer-Patient zu sein, an die Bevölkerung der USA. „Ich beginne nun die Reise“, schrieb er, „die mich zum Sonnenuntergang meines Lebens führt, in der Gewissheit, dass über Amerika immer wieder ein strahlender Morgen heraufdämmern wird.“
Noch wenig bekannt
Reagans Brief bewirkte in der Öffentlichkeit erstmals ein Bewusstsein für die damals immer noch wenig bekannte Alzheimer-Krankheit. Er starb 2004 im Alter von 93 Jahren an einer Lungenentzündung.
Margaret Thatcher war von 1979 bis 1990 als erste Frau Premierministerin von Großbritannien. Im Jahr 2008 verriet Carol Thatcher in einem Buch, dass sie ihre 83-jährige Mutter immer wieder daran erinnern müsste, dass ihr Mann Denis bereits verstorben sei. Damit wurde bekannt, dass die „eiserne Lady“ unter fortgeschrittener Demenz litt.
Alois Alzheimer
Demenz ist der Oberbegriff für etwa 50 Krankheiten, die die Funktion des Gehirns beeinträchtigen, wobei Alzheimer die häufigste Form der Demenz ist, benannt nach ihrem Entdecker, dem deutschen Neurologen Alois Alzheimer (1864-1915).
Die ersten Anzeichen hatte Carol Thatcher im Jahr 2000 erkannt, als ihre Mutter bei einem Mittagessen in einem Gespräch über den Krieg im früheren Jugoslawien Bosnien und die Falklandinseln verwechselte. „Ich bin fast vom Stuhl gefallen“, schreibt Carol Thatcher angesichts des einst brillanten Gedächtnisses ihrer Mutter. „Demenzkranke“, folgert Carol Thatcher aus ihrer Erfahrung, „leben in einer anderen Welt, zu der man keinen Zugang hat“.
Lady Margaret Thatcher wohnte am 19. Juli 2010, als ihre Erkrankung bereits ersichtlich war, noch einer Sitzung des Oberhauses bei. Im gleichen Jahr bezog sie eine Suite im Londoner Hotel Ritz, in der sie am 8. April 2013 mit 87 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls starb.
Vier Jahre nach Columbo
Peter Falk zählte vor allem als Columbo, den er von 1967 bis 2003 in rund 70 Folgen spielte, zu den populärsten Schauspielern der USA. Vier Jahre nachdem er die letzte Episode der Krimiserie gedreht hatte, wurde bekannt, dass der stets im Trenchcoat und mit Zigarre auftretende Star an Alzheimer erkrankt war. In seinen letzten Jahren konnte er sich nicht einmal mehr an die Figur des Columbo erinnern. Er starb 2011 im Alter von 83 Jahren.
Gedächtnistraining
„Jahrzehntelanges Gedächtnistraining wie es Schauspieler absolvieren“, erklärt der Wiener Neurologe Professor Peter Dal-Bianco, „ist zwar eine gute Voraussetzung, den Verlauf der Krankheit zu verlangsamen, kann sie aber nicht verhindern.“
An Demenz bzw. Alzheimer litten auch Hollywoodstar Charlton Heston, die österreichischen Schauspieler Karlheinz Böhm und Kurt Jaggberg, der deutsche Boxer Gustav „Bubi“ Scholz, der in Wien geborene Direktor der New Yorker Metropolitan Oper, Sir Rudolf Bing und der deutsche Industrielle Gunter Sachs. Der als Playboy bekannte Millionär nahm sich 2011 mit 78 Jahren das Leben und erklärte in seinem Abschiedsbrief, dass „der Verlust der geistigen Kontrolle über mein Leben ein würdeloser Zustand wäre, dem ich mich entschlossen habe, entschieden entgegenzutreten“.
50 Millionen Menschen
Weltweit leiden 50 Millionen Menschen an Demenz, in Österreich sind rund 120.000 betroffen. In 70 Prozent der Fälle ist Alzheimer die Ursache. „Es gibt Medikamente“, sagt Professor Dal-Bianco, „die das Fortschreiten der Beschwerden verzögern können, doch die Heilung des Alzheimer-Syndroms ist derzeit noch nicht möglich. Allerdings wurden Wirkstoffe entwickelt, die in absehbarer Zeit Anlass zu neuer Hoffnung geben.“
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