Colin Firth-Film begeistert am Lido

Colin Firth-Film begeistert am Lido
Der Schwede Tomas Alfredson liefert mit seiner John-Le-Carré-Verfilmung einen weiteren Höhepunkt im Wettbewerb ab.

Das Festival in Venedig geht ins Halbfinale - und die Qualität der Filme im Hauptwettbewerb schwankt erheblich: Von angestrengten Stilübungen über flaue Komödien bis hin zu hochkarätigen Spionage-Thrillern ist alles dabei.

Der britische Star-Künstler Steve McQueen beispielsweise, der mit seiner ersten Regiearbeit "Hunger" reüssierte, fiel mit seiner neuen Arbeit "Shame" hinter die Erwartungen zurück. Zwar engagierte McQueen wieder den hervorragenden Michael Fassbender für die Rolle eines Mannes, der an Sex-Sucht leidet. Allerdings reicht Fassbenders Spiel nie an die Intensität heran, die er etwa als C. G. Jung in David Cronenbergs "A Dangerous Method" erreichte - einem Film, der ebenfalls "perverse" Sexualität verhandelte. Dieser Mangel an Dringlichkeit liegt in erster Linie an McQueens krampfhaft stilisierten Bildern, die zwar andauernd von obsessivem Begehren erzählen wollen, dabei aber völlig kraftlos und leer bleiben.

Auch der als skurrile Komödie angekündigte US-Wettbewerbsbeitrag "Dark Horse" von dem einst als Kult-Regisseur gehandelten Todd Solondz ("Happiness") bleibt bestenfalls unerheblich - und das, obwohl Granden wie Christopher Walken und Mia Farrow mit ihm Spiel sind. Auch sie können die unlustige Komödie um einen unsympathischen, selbstmitleidigen Verlierer-Typen Mitte Dreißig, den - zu Recht! - keiner leiden kann, nicht retten.

Bemerkenswerte Roman-Adaption

Dafür aber lieferte der Schwede Tomas Alfredson mit "Tinker, Taylor, Soldier, Spy" ("Dame König As Spion") eine bemerkenswert klaustrophobische Interpretation von John Le Carrés Kalter-Kriegs-Roman ab. Völlig spannungsfrei, dafür aber atmosphärisch unglaublich stimmungsstark, erzählt Alfredson von den Intrigen rund um einen Doppelspion im britischen Geheimdienst. Die Welt der Agenten ist bei Alfredson eine frauenlose, stickige Bürogesellschaft, getaucht in trostlose Brauntöne. Männer in Trenchcoats agieren darin einsam wie Figuren auf einem Schachbrett.

Die Rolle des Agenten George Smiley - in der britischen TV-Serie der 70er-Jahre von Alec Guinness dargestellt - spielt der großartige Gary Oldman: "Für mich war es eine wunderbare Gelegenheit, mich wieder ins britische Kino zurückzumelden", erzählt Oldman gut gelaunt auf der Pressekonferenz: "Noch dazu mit so tollen Schauspielkollegen!"

Darunter übrigens auch Oscar-Preisträger Colin Firth, der sich die Frage gefallen lassen muss, ob es ein so komplexer Film wie "Tinker, Taylor, Soldier, Spy" in die Multiplexx-Kinos schaffen würde: "Da bin ich sehr optimistisch", antwortete Firth gelassen: "Ich glaube, das Publikum wird einfach immer unterschätzt."

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