"Wir waren eigentlich immer eher skeptisch einem Film gegenüber, aber Charly war für uns ein Argument, weil wir ihn kannten und ihm auch vertrauten", erzählt Sven Regener, Sänger der Band, dem KURIER: „Es ging eigentlich darum, dass Charly einen Film über die Band macht, so wie er sie sieht. Weil wir können überhaupt keine Filme machen mit Element Of Crime, weil wir nur Musik machen können. Das ist also auf jeden Fall ganz wichtig, dass der Film Charlys Blick auf die Band bringt und wir uns eigentlich da überhaupt nicht einmischen.“
Berlin, Berlin
So begleitet Hübner die Band an fünf Abenden in fünf Berliner Konzertlocations, aber auch an den Tagen dazwischen. Und an denen fangen die Bandmitglieder zu erzählen an. Zum Beispiel von ihrer Gründung im West-Berlin der 80er-Jahre, das es heute nicht mehr gibt. „Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen, wie das Lebensgefühl der Leute war in dieser doch sterbenden Stadt West-Berlin, die noch halb in Trümmern lag“, sagt Regener.
Berlin heute ist ein anderer Ort: „Also diese Stadt war eine Stadt mit unglaublich vielen Lücken, Baulücken, leer stehenden Wohnungen, und dadurch natürlich auch mit unheimlich vielen Freiräumen für Freaks, die irgendwas machen wollten.‘‘ Von den Clubs, in denen Element Of Crime Mitte der 80er-Jahre aufgetreten sind, gibt es kaum noch einen. Der Film zeigt Archivbilder von Orten, die völlig verändert sind. Zum Beispiel den Potsdamer Platz, der einst eine leere Fläche war und heute von Hochhäusern bedeckt ist.
Element Of Crime seien zwar kein Regionalphänomen, doch trotzdem unweigerlich mit der Stadt verbunden, erzählt Regener: „Ich habe durch diesen Film eigentlich erst mal gelernt oder gesehen, wie sehr wir auch geprägt sind von der Geschichte der Stadt in den letzten 40 Jahren, in denen wir ja hier auch agiert haben.“
Empfindung mit Bildern
Zwischen all der Historie ist natürlich auch die Gegenwart der Band, die nicht weniger spannend ist. Seit fast 40 Jahren machen Element Of Crime zusammen Musik und spielen ihre melancholischen Liebeslieder. Der Film ist durchwoben von Live-Auftritten, die aus verschiedenen Albenzyklen der Band erzählen.
„Dass der Film die Form bekommen hat, die er letztendlich hat, das war so eine Ahnung am letzten Abend in Spandau in der Zitadelle“, erzählt Charly Hübner. „Da dachte ich, eigentlich muss der Film so sein, wie ich die Musik der Band empfinde. Also eigentlich eine Empfindung und gar kein Film. So eine Empfindung mit Bildern. Und da ist das dann bei mir jetzt auch hingekommen.“
Stream Of Counsciousness
Angeordnet ist der Film wie die Geschichte der Band. Es geht vom Privatklub, der 200 Leute fasst, bis zur Zitadelle Spandau, wo sich 9000 Menschen für ein Open-Air-Konzert versammeln. Aus jeder Spielstätte wurde ein live performtes Lied in den Film aufgenommen, jeweils aus einer anderen Ära der Bandgeschichte. Es ist Charly Hübners ganz persönliche Sicht auf die Band.
„Mir war irgendwie klar, Element of Crime steht für eine ganze Generation von West-Berliner Bands und steht darin aber für sich alleine. Und wenn du dann einfach anfängst, so ein Gespräch zu hören und zu sehen, für die Leinwand geschnitten, dann musst du irgendwann in den Bildern den Stream of Consciousness laufen lassen. Sonst ist das nicht schön zum Angucken.“
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