Regisseurin Alison Ellwood griff den markigen Richtspruch auf und machte „Let the Canary Sing“ (abrufbar auf Paramount+) zum Titel ihrer temperamentvollen, von kritischen Blicken aber weitgehend ungetrübten Doku über die berühmte Sängerin. Auch wer so gut wie nichts über Cyndi Lauper weiß, kennt ihren Blockbuster-Hit „Girls Just Want To Have Fun“ von 1983. Eigentlich wollte sie den „F*ing Song“ gar nicht singen, weil er ihr in seiner ursprünglichen Form von Robert Hazard keineswegs gefiel. In monatelanger Arbeit machte sich Lauper das Lied zu eigen, veränderte seine Lyrics und feilte an seinem Rhythmus, so lange, bis er zu einem Triumph weiblicher Selbstermächtigung wurde.
Mit etwas Zeitverzögerung zündete „Girls Just Want to Have Fun“ wie eine Rakete und machte Lauper zum MTV-Star. Auch die Nachfolge-Songs „Time After Time“ und „She Bop“ wurden zum Hit, ihr Album „She’s So Unusual“ verkaufte sich weltweit 15 Millionen Mal. Zu diesem Zeitpunkt war Cyndi Lauper 30 Jahre alt – und der Weg zum Erfolg verdankte sich ihrer Entschlossenheit, sich von niemandem dreinreden zu lassen.
Cyndi Lauper selbst ist es, die sich von der Couch herab an Kindheit und Karriere erinnert. Neben ihr kommen Verwandte – vor allem ihre eloquente Schwester Ellen –, ihr langjähriger Lebenspartner und Manager David Wolff, sowie weitere Mitstreiter zu Wort. Von den Musikerkollegen und -kolleginnen wurde nur Patti LaBelle vors Mikrofon gebeten, mit der sie ein mitreißendes Duett – man könnte fast sagen: Duell – von „Time After Time“ singt; und Boy George.
New-Wave-Look
Lauper erzählt von ihrer ärmlichen Kindheit im New Yorker Stadtteil Brooklyn, wo sie als Tochter italienischer Einwanderer die farbenfrohe Mode der ausgehenden 50er-Jahre genoss – ein Einfluss, der ihr Stilbewusstsein und ihren signifikanten Post-Punk/New-Wave-Look nachhaltig prägte. Sie verlässt früh das Elternhaus, entdeckt ihre gewaltige Stimme und tritt anfänglich in Cover-Bands auf, wo sie vor allem Rockröhre Janis Joplin nachahmt – so lange, bis ihre Stimme komplett ausfällt. Der Wendepunkt folgt mit dem Erfolg von „Girls Just Want To Have Fun.“
Alison Ellwood bebildert Laupers Anfänge ausführlich mit raren Familienfilmen, mitreißenden TV-Aufnahmen und originellen Animationssequenzen. Ab dem Karriereknick Anfang der 90er-Jahre jedoch wird die bis dahin euphorische Erzählung sporadischer und weiß mit dem Abschwung weniger anzufangen. Das liegt auch daran, dass die Doku ausschließlich auf Cyndi Lauper fixiert ist, ohne ein größeres kulturelles Umfeld (und seine Veränderungen) in den Blick zu nehmen. Selbst der Name „Madonna“, Laupers größter Konkurrentin, fällt nur ein einziges Mal.
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