Campino: "Müssen die Zündler in die Ecke stellen"

Begeistert vom „tollen, bunten, schlitzohrigen“ Wien: Campino kickt einen Anti-Strache-Ballon weg
Der Sänger der Toten Hosen im Interview über seinen Einsatz für "Voices For Refugees".

Keine 30 Sekunden", sagt Campino, Sänger der Toten Hosen, habe er darüber nachgedacht, als er gebeten wurde beim "Voices For Refugees"-Konzert am Wiener Heldenplatz aufzutreten. Weil er und seine Band sich schon seit Jahrzehnten für die Organisation Pro Asyl einsetzen. Und weil Wien die erste Stadt ist, die ein Solidaritätskonzert auf die Beine stellte.

"Das liegt, glaube ich, an einer gewissen Dringlichkeit, weil man – begründete – Angst hat, bei den Wahlen könnte es nach rechts kippen", erklärt er im KURIER- Interview. "Aber es hat auch mit der Motivation der Leute zu tun, die die Kraft haben, so etwas durchzusetzen."

Primär wollten Toten Hosen, die viele Songs über Fremdenhass geschrieben haben, mit "Voices For Refugees" zeigen, dass eine große Mehrheit von Leuten immer noch zur Willkommens-Kultur steht.

Bilder von "Voices for Refugees"

Campino: "Müssen die Zündler in die Ecke stellen"

Singer Campino and guitarist Kuddel of "Die Toten
Campino: "Müssen die Zündler in die Ecke stellen"

conchita wurst…
Campino: "Müssen die Zündler in die Ecke stellen"

FLÜCHTLINGE: SOLIDARITÄTSKONZERT "VOICES FOR REFUG
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Zucchero…
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Voices for Refugees, Demonstration, Konzert, Helde…
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FLÜCHTLINGE: SOLIDARITÄTSKONZERT "VOICES FOR REFUG
Campino: "Müssen die Zündler in die Ecke stellen"

AUSTRIA MIGRATION SOLIDARITY RALLY
Campino: "Müssen die Zündler in die Ecke stellen"

AUSTRIA MIGRATION SOLIDARITY RALLY
Campino: "Müssen die Zündler in die Ecke stellen"

AUSTRIA MIGRATION SOLIDARITY RALLY
Campino: "Müssen die Zündler in die Ecke stellen"

AUSTRIA MIGRANTS

Sachlicher Streit

"Wir müssen uns der Sache stellen, ob wir wollen oder nicht", sagte er. "Da ist es deutlich sinnvoller, das mit positiver Kraft zu tun und diese Krise angstfrei anzugehen."

Die Ängste mancher Menschen in Bezug auf das Flüchtlingsthema, erklärt er weiter, dürfen auf keinen Fall ignoriert werden. Ein sachlicher Streit sei nicht nur erlaubt, sondern gefordert: "Aber davor müssen wir die Zündler, die mit diesen Sorgen spielen, outen, in die Ecke stellen und beweisen, dass sie Unsinn reden. Man muss die Hysterie aus den Gesprächen nehmen und für eine Versachlichung sorgen."

Campino: "Müssen die Zündler in die Ecke stellen"
Als Beispiel führt er die Berichterstattung über Schlägereien in Flüchtlingsheimen an. "Wenn viele, viele Menschen über Tage und Wochen eingepfercht sind, kann es schon sein, dass mal eine Sicherung durchbrennt. Da muss man natürlich Strukturen schaffen, die das verhindern. Aber darüber wurde berichtet, als würden Millionen Hooligans unsere Länder stürmen. Ich kann dazu nur sagen: All diese Schlägereien zusammen haben bei Weitem nicht für so einen Polizei-Aufstand gesorgt, wie ein normaler Spieltag der Deutschen Bundesliga, wo über Schlägereien einer gewissen Größenordnung gar nicht mehr berichtet wird."

Was Campino neben emotionsgeladener Berichterstattung noch ärgert, sind die, die sagen: "Das Boot ist voll!"

Schlappmacher

"Wir sind gerade in den ersten Wochen einer sehr schweren Situation. Es wird noch härter kommen. Da kann doch nicht jetzt schon Schluss sein! Natürlich kann ein EU-Land das nicht alleine lösen. Da muss man auf eine vernünftige Zahl kommen, wie man die Last auf alle aufteilt. Darüber wird noch viel gestritten werden. Aber das darf unsere grundsätzliche Entscheidung, Nächstenhilfe bieten zu müssen, nicht infrage stellen. Wir leben alle noch ungefähr so wie vor einem halben Jahr. Wir werden nicht gefoltert, und vom Frühstücksei hat auch noch keiner etwas abgeben müssen. Im Vergleich zu denen, die kommen, sind wir sehr, sehr, reich. Wir haben noch zu geben. Und wir halten deutlich mehr aus, als diese ersten Schlappmacher behaupten."

Campino, Sänger der Punkrock-Band Toten Hosen, verlieh seiner Hoffnung Ausdruck, dass das Event "Strahlkraft auch in andere Länder" haben könnte. "Das ist einfach groß", sagte er angesichts der Menschenmenge. FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache bedachte er mit einem lauten "Fuck!"

"Oder denkt ihr, wenn die dran wären, würde so ein Abend möglich sein?! Lasst euch diese Stadt nicht von diesem 'Karl-Heinz Christian' (sic!) wegnehmen!“

"Und wir, wir lassen uns unsere Lieder nicht wegnehmen. Wir haben öfters gehört, dass bei der FPÖ Lieder von uns laufen - dieses Lied (gemeint war "An Tagen wie diesen") von uns läuft. Herr Strache, ich fordere Sie auf, unterlassen Sie das! Dieses Lied ist nicht für Sie geschrieben! Dieses Lied ist für gute Momente geschrieben."

Noch in der Nacht nach dem Konzert antwortete Heinz-Christian Strache auf die kritischen Worte: "Primitive Beleidigungen und Beschimpfungen sind die Argumente jener, welche über keine Argumente verfügen und denen auch offensichtlich das Niveau dafür fehlt."

Dann äußert Strache noch Zweifel daran, dass 150.000 Menschen auf dem Heldenplatz versammelt waren. Zitiert wird dabei eine Polizeischätzung (20.000). Diese hatte sich aber auf die Flüchtlingsdemo am Nachmittag bezogen.

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