Burgtheater-Premiere: Weihnachtskatastrophen machen niemals Pause

Burgtheater-Premiere: Weihnachtskatastrophen machen niemals Pause
Alan Ayckbourns Klassiker „Schöne Bescherungen“ hatte im Burgtheater Premiere.

Alan Ayckbourn, geboren 1939, hat über 70 Stücke geschrieben, die in 35 Sprachen übersetzt wurden. Er ist ein Meister der schwarzen Komödie, der englischsten aller Theaterformen. Seine Stücke spielen im Grenzbereich von Komödie und Tragödie. Die Figuren geraten mitten im Alltag in schreckliche Situationen, die furchtbar komisch sind, aber nur, wenn man im Theater sitzt. Für die Figuren selber sind sie furchtbar.

In „Schöne Bescherungen“ (1980 in der Regie des Autor uraufgeführt) geht es um die Rituale des Mittelstandes, die in die Katastrophe führen. Diesmal geht es um Weihnachten.

Neville ( Nicholas Ofczarek) und Belinda (Katharina Lorenz) haben alle Verwandten und Freunde zum Weihnachtsfest eingeladen. Und die Katastrophen beginnen sofort. Neville geht zum Ärger seiner Frau eher sinnlosen Bastelarbeiten nach, Belinda sorgt sich um das Fest. Nevilles Schwester Phyllis (Maria Happel) steht derweil betrunken in der Küche und würzt den Lammbraten mit Blut, als sie sich in den Finger schneidet.

Burgtheater-Premiere: Weihnachtskatastrophen machen niemals Pause

Eddie (Tino Hillebrand) diskutiert mit Nevilles Onkel Harvey (Falk Rockstroh) über Gewalt im Fernsehen. Eddie war Angestellter von Neville, hat sich aber dann ohne Erfolg selbstständig gemacht. Seine hochschwangere Frau Pattie (Marie-Luise Stockinger) übersieht er geflissentlich. Zu allem Überfluss droht noch Bernard (Michael Maertens), Phyllis’ Mann, mit seinem gefürchtet langweiligen Puppenspiel.

Dann erscheint Rachel (Dörte Lyssewski), Belindas jüngere Schwester, und bringt einen mysteriösen Schriftsteller (Fabian Krüger) mit, der das fragile Gefüge der Familie endgültig zum Einsturz bringt, als er mit Belinda zu flirten beginnt.

Liebevoll

Barbara Frey inszeniert diese Komödie sehr liebevoll, lässt auch heftigen Slapstick zu, lässt sich aber immer auch sehr viel Zeit. Vielleicht zu viel Zeit. Vor allem nach der Pause wird es dann manchmal sehr getragen und mit Bedeutung genährt.

Die Darsteller spielen ohne Ausnahme großartig. Michael Maertens ist als Verlierertyp so entzückend, dass man ihn in den Arm nehmen will, wenn ihm sein Puppentheater zusammenbricht. Falk Rockstroh ist ein herrlicher alter englischer Ex-Wachmann, der versucht, Zackigkeit in die Veranstaltung zu bringen. Dörte Lyssewksi spielt mit wilden Locken und viel Einsatz eine junge Frau, die sich nicht entscheiden kann, ob sie jetzt Sex will oder doch nicht.

Burgtheater-Premiere: Weihnachtskatastrophen machen niemals Pause

Nicholas Ofczarek ist ein der Worte verlustig gegangener Heimwerker, Katharina Lorenz ist ein herrlich verzwickte, sich einen kurzen erotischen Ausbruch erlaubende Belinda. Tino Hillebrand teilt sich als Eddie mit Neville das Bier, Marie-Luise Stockinger als seine Frau schiebt eine große Baby-Kugel über die Bühne und niemand nimmt sie wahr.

Fabian Krüger ist als Schriftsteller Clive eher verblüfft über seine Wirkung auf Frauen.

Schüsse

Am Ende fallen Schüsse, ein Körper liegt am Boden. Und man hat das Gefühl, trotzdem könnte alles so weitergehen wie bisher.

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