Burgtheater 2015/16: Therapie für die Therapeuten der Welt
Die Burgtheater-Direktorin Karin Bergmann stellte ihrem neuen, sehr spannenden Spielplan bei der Präsentation folgenden Gedanken voraus: "Das Theater kann die Welt nicht retten. Aber Theater kann Therapie sein."
Das von Finanznöten geplagte und mit Vergangenheitsbewältigung beschäftigte Haus selbst ist noch nicht gerettet, aber die Therapie schlägt gut an. Vier Millionen Euro wurden laut Geschäftsführer Thomas Königstorfer eingespart. Trotz der gesunkenen Zahl an Vorstellungen werden diese Saison erstmals Einnahmen von acht Millionen Euro erreicht, vor allem wegen Preiserhöhungen.
Das Haus bekommt von der Holding zwei Millionen aus Immobilienverkäufen, will den strikten Sparkurs bei den Produktionskosten wieder lockern. Allerdings kommen auf das Theater eine Million Euro Mehrkosten als Folge von Gehalts-Valorisierungen zu.
Das Kasino bleibt als Spielstätte vorerst erhalten und bekommt die neue Literatur-Diskussions-Schiene "Kasino Royal". Die Jugend-Schiene "Junge Burg" wird fortgesetzt, allerdings nur noch eine Saison lang von Annette und Peter Raffalt (Matthias Hartmanns Schwester und Schwager) geleitet.
Ein Entwurf für ein neues Bundestheater-Organisationsgesetz ist bereits in Begutachtung. Karin Bergmann will über Verhandlungen mit der Politik nichts sagen, geht aber davon aus, "dass wir im Gespräch sind".
"Verstörend"
Sehr wohl etwas sagen möchte die Burg-Direktorin aber zu Aussagen der NEOS-Kultursprecherin Beate Meinl-Reisinger, die im KURIER-Interview gefordert hatte, die Bundestheater "auch künstlerisch zu evaluieren". Bergmann nannte das "verstörend": "Soll es politische Gremien geben, die sagen, welche Kunst ist wichtig am Burgtheater und welche nicht?" Bergmann verglich diesen Vorstoß mit den Verhältnissen in Ungarn.
Dieser Vergleich wiederum empört Meinl-Reisinger. Gegenüber dem KURIER präzisiert sie: Es gehe nicht darum, dass die Politik in den Spielplan hineinrede. Aber es müsse erlaubt sein, "die Qualitätsfrage" zu stellen. Zumal es international anerkannte "Tools" gebe, um die künstlerische Bedeutung von Theatern objektiv zu erheben.
Das Ensemble der Burg umfasst 68 Personen (vor einigen Jahren waren es noch fast 100). Jasna Fritzi Bauer und Daniel Strässer verlassen das Haus – auf eigenen Wunsch. Neu kommen: Marie-Luise Stockinger (vom Reinhardt-Seminar), Christoph Radakovits (aus Chemnitz) und Martin Fischer (vom Schauspielhaus).
"Der Revisor" von Nikolaj Gogol (4. September): Alvis Hermanis inszeniert wieder an der Burg.
"Wassa Schelesnowa" von Maxim Gorki (Oktober). Andreas Kriegenburg führt Regie – eine weitere Inszenierung kommt in der nächsten Saison.
"Der eingebildete Kranke" von Molière (Dezember). Der junge Regisseur Herbert Fritsch zeigt sein artistisches Körpertheater.
"Die Unschuldigen, ich und die Unbekannte am Rand der Landstraße" (Februar). Claus Peymann inszeniert die Handke-Uraufführung.
"Drei Schwestern" von Anton Tschechow (März), inszeniert von David Bösch.
Akademie"Engel des Vergessens" (8. September). Bachmann-Preisträgerin Maja Haderlapp hat ihren Roman über das Schicksal der Kärntner Slowenen gemeinsam mit Regisseur Georg Schmiedleitner dramatisiert.
"Die Präsidentinnen" von Werner Schwab (Oktober), Burg-Hausregisseur David Bösch inszeniert.
"Diese Geschichte von Ihnen" von John Hopkins (Jänner). Regie: Andrea Breth.
"Bella Figura" (März). Dieter Giesing inszeniert das neue Stück von Yasmina Reza.
"Die Wiedervereinigung der beiden Koreas" von Joël Pommerat (April). Regie: Peter Wittenberg.
"200 Kilometer" (Mai) – Árpád Schilling schreibt und inszeniert einen Text über Migration.
Weiters"Dosenfleisch" (Ferdinand-Schmalz-Uraufführung im Kasino); "Und jetzt die Welt!" (Sibylle Berg, Vestibül); "Party Time" (Harold Pinter, Kasino); "Pünktchen und Anton" (für Kinder ab sieben) und "Hamlet" (für Jugendliche ab 13, jew. Kasino).
4. September 2015 | Burgtheater | "Der Revisor" von Nikolaj Gogol | Regie: Alvis Hermanis |
8. September 2015 | Akademietheater | "Engel des Vergessens" von Maja Haderlap (UA) | Regie: Georg Schmiedleitner |
18. September 2015 | Kasino | "dosenfleisch" von Ferdinand Schmalz (UA) | Regie: Carina Riedl |
Oktober 2015 | Burgtheater | "Wassa Schelesnowa" von Maxim Gorki | Regie: Andreas Kriegenburg |
Oktober 2015 | Akademietheater | "Die Präsidentinnen" von Werner Schwab | Regie: David Bösch |
Oktober 2015 | Kasino | Junge Burg: "Pünktchen und Anton" von Erich Kästner | Regie: Cornelia Rainer |
November 2015 | Eine Inszenierung von Antu Romero Nunes | ||
Dezember 2015 | Burgtheater | "Der eingebildete Kranke" von Molière | Regie: Herbert Fritsch |
Dezember 2015 | Vestibül | "Und jetzt: die Welt! Oder Es sagt mir nichts, das sogenannte Draußen" von Sibylle Berg (ÖEA) | Regie: Martina Gredler |
Dezember 2015 | Kasino | Junge Burg: "Hamlet, Ophelia und die anderen" von William Shakespeare | Regie: Cornelia Rainer |
Jänner 2016 | Akademietheater | "Diese Geschichte von Ihnen" von John Hopkins | Regie: Andrea Breth |
Jänner 2016 | Kasino | "Party Time" von Harold Pinter (ÖEA) | Regie: Milos Lolic |
Februar 2016 | Burgtheater | "Die Unschuldigen, ich und die Unbekannte am Rand der Landstraße" von Peter Handke (UA) | Regie: Claus Peymann |
März 2016 | Burgtheater | "Drei Schwestern" von Anton Tschechow | Regie: David Bösch |
März 2016 | Akademietheater | "Bella Figura" von Yasmina Reza (ÖEA) | Regie: Dieter Giesing |
April 2016 | Akademietheater | "Die Wiedervereinigung der beiden Koreas" von Joel Pommerat | Regie: Peter Wittenberg |
Mai 2016 | Akademietheater | "200 Kilometer" (Arbeitstitel) Ein Projekt von Arpad Schilling und Eva Zabezsinszkij | Regie: Arpad Schilling |
Juni 2016 | Eine Inszenierung von Christian Stückl |
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