Goetz machte sich einen Namen mit Büchern, in denen er stets versuchte, die passende Form für Phänomene der Zeit zu finden. Er verfasste einen der ersten Blogs („Abfall für alle“) oder literarisierte seine in Techno-Clubs verbrachten Nächte in der Erzählung „Rave“.
Zwölf Jahre sind seit dem letzten Goetz-Buch, dem Roman „Johann Holtrop“, vergangen. Dafür liegen jetzt gleich zwei neue vor. Das eine, „Lapidarium“, enthält drei Theaterstücke, die von diversen Erscheinungsformen des Todes handeln: vom Irak-Krieg („Reich des Todes“), vom NSU-Terror („Baracke“) und vom privaten Sterben („Lapidarium“).
Das letztgenannte, noch unaufgeführte Drama ist ein autofiktionaler Text, in dem Goetz ein – fiktives? – Arbeitstreffen mit dem Filmemacher Helmut Dietl beschreibt und auch andere Münchner Granden wie Herbert Achternbusch oder Franz Xaver Kroetz auftreten lässt.
Parallel zu „Lapidarium“ ist das Taschenbuch „wrong“ erschienen, ein Reader mit gesammelten „Textaktionen“ (Zeitschriftenbeiträge, Interviews und Reden) aus 20 Jahren. Klingt trocken, ist aber die leichtere Lektüre als die dichten Dramentexte.
Wir besuchen mit dem Autor eine Autowerkstatt, was ziemlich unterhaltsam ist, und erfahren, dass der promovierte Mediziner Goetz ernsthaft erwogen hat, das Schreiben aufzugeben und mit seinem Bruder eine Praxis aufzumachen.
Zum Romanelesen kommt er erst, seit ihn das Fernsehen nicht mehr interessiert. Und die Arbeit an einem Politikerroman hat Goetz abgebrochen, weil der Printjournalismus-Aficionado zu der Erkenntnis gelangt war, dass es „den optimalen Text zu diesen Dingen schon gibt“ – in den Tageszeitungen nämlich.
Mit seinen 70 Jahren ist dieser „Punk des Denkens“ (Goetz über Goetz) immer noch einer unserer Jüngsten. Als er den Büchnerpreis bekam, zitierte er in seiner Dankesrede Wanda: „Wenn jemand fragt, wofür du stehst, sag für Amore.“ „wrong“ ist voll mit tollen Zitaten. Beispiel: „Es geht um Wahrheit. Quote ist was für Loser.“