In ihrem neuen Roman „Und alle so still“ streiken die Frauen. An einem Sommertag legen sie ihre Arbeit nieder und sich auf die Straße und ja, es werden alle Räder still stehen und darüber hinaus auch ein paar Überraschungen eintreten. Es bleibt durchgehend spannend und am Ende wird sogar geschossen.
Der vierte Roman der Salzburgerin ist erneut ein feministisches Manifest, gegossen in eine clevere Story mit stringentem Spannungsbogen. Fallwickl kann erzählen und sie kann überraschen. Der zuletzt erschienene Bestseller „Die Wut, die bleibt“ beginnt mit einer dramatischen Einstiegsszene: „Haben wir kein Salz?“, sagt ein Familienvater vorwurfsvoll. Seine Frau steht darauf wortlos vom Essenstisch auf, geht zum Balkon und springt hinunter. Nicht ganz so konsequent, aber doch durchaus bemerkenswert, handeln die Protagonistinnen und Protagonisten im neuen Roman. Wieder hat Fallwickl eine Dreierstruktur gewählt. Der Roman folgt drei Schicksalen, deren Wege sich an besagtem stillen Sommertag kreuzen. Die psychisch geplagte Influencerin Elin, die chronisch überarbeitete Pflegerin Ruth und der Schulabbrecher Nuri, der sich mit Gelegenheitsjobs von einem Tag zum anderen hangelt. Erneut geht es ums Aufrütteln, ums Aufbegehren und um Solidarität. Erneut liegt die Zukunft in der Verweigerung.
Was Mareike Fallwickl auszeichnet, ist, dass sie Dramaturgie beherrscht und genau beobachtet. Letzteres ist aber auch ein Problem. Offensichtlich hat Fallwickl genau recherchiert, sie schreibt ausführlich über Probleme im Pflegebereich und darüber hinaus, die von Frauen geleistete Care-Arbeit, ob bezahlt oder unbezahlt. Und das liest sich hier wie ein politisches Forderungsprogramm. Das gilt ebenso für Nuri, der wie ein Tagelöhner schuftet und von der Hand in den Mund lebt. Auch über die seit Generationen diskutierte Frage, wem der weibliche Körper gehört, schreibt Fallwickl – und über Frauenhass allgemein. Und auch das liest sich wie eine Kampagne: „Sie weiß, dass die Quote bei Politikerinnen, die von Hass im Netz betroffen sind, bei hundert Prozent liegt. Irgendwann sind sie zermürbt und treten zurück. Dann fehlen ihre Stimmen im Parlament. Die Frauen fehlen überall, wo Entscheidungen getroffen werden.“ Stimmt alles, kommt trotzdem sehr platt daher. Und dann sind da die zwischen den Kapiteln eingestreuten Gebärmutter-Monologe: „Ich bin die Gebärmutter (...). Über alles, was mit mir geschieht, entscheiden Männer.“ Ja, eh, siehe Arizona. Aber um Himmels Willen, da hatten Eve Enslers „Vagina-Monologe“ seinerzeit mehr Witz! Es gibt nämlich Dinge, die zu ernst sind, um nicht auch über sie zu lachen.