Verliebt in jedes Wort

Mareike Fallwickl, Schriftstellerin
"Dunkelgrün fast schwarz" von der Salzburgerin Mareike Fallwickl

Das Erste, das man über Raffael erfährt, ist: Früher war er grüner.

Ein knospengrünes Kind.

"... raupengrün, wie Zuckerbsen in ihrer frisch geöffneten Schote."

Das hat sich geändert, als sich Raffael 17 Jahre nach ihrer letzten Begegnung überraschend beim alten Freund Moritz einnistet:

"Schwarze Flecken hat das Grün bekommen, wie Schimmel."

Dunkelgrün, fast schwarz. (Im Buchtitel hat man aufs Komma verzichtet. Klingt vielleicht lyrischer.)

Rote Freundin

Als dann ein Wald so braun aussieht wie die helle Schicht von Ildefonso-Nougat, glaubt man schon, in einem Malkasten gelandet zu sein. Aber "Dunkelgrün fast schwarz" ist ein Roman.

Man wird merken, dass die Farbenspiele Sinn machen. Moritz nimmt nämlich Menschen in unterschiedlichen Farben wahr. Seine Lebensgefährtin, die ein Baby erwartet, ist rot. Ist Erdbeere, Ziegelstein, Lava.

Die Salzburgerin Mareike Fallwickl, 1983 in Hallei

n geboren, hat über eine giftige Freundschaft geschrieben.

Dass sie seit frühester Jugend der Sprache verfallen ist, glaubt man ihr sofort. Jedes Wort legt sie auf die Waagschale. In jedes scheint sie verliebt zu sein, wahrscheinlich deshalb konnte sie sich unmöglich von einigen schönen Wörtern trennen, sodass das Buch dick wurde.

Weltreisender

Mareike Fallwickl hat auch Menschen studiert. Die Dreiecksgeschichte hat zwei, drei, vier intensive Charakterstudien.

Raffael und Moritz kennen einander seit dem Schaukeln im Park. Raf ging immer voran. Motz lief immer nach. Raf war Beschützer – und Zerstörer. Vor allem, als ein Mädchen, Johanna, dazustieß.

Heute ist Raffael ein weltreisender Betrüger. Ein Erpresser. Johanna ist ihm hörig geblieben. Moritz nicht mehr. "Ich hasse dich", sagt Moritz. "Ich weiß", sagt Raffael. "Ich habe dich immer gehasst." – "Ich weiß".

Nicht auszudenken, hätte es in verdichteter Form – also kürzer – stattgefunden. Himmelblau wäre der Roman.

Mareike
Fallwickl:

Dunkelgrün fast schwarz“
Frankfurter
Verlagsanstalt.
480 Seiten.
24,70 Euro.

KURIER-Wertung: *** und ein halber Stern

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