Colm Tóibín: Und doch war es tröstlich, seine Hand zu berühren

Colm Tóibín: Und doch war es tröstlich, seine Hand zu berühren
Colm Tóibín, einer der wichtigsten irischen Gegenwartsautoren, seziert im ein Auswanderer-Drama .„Long Island“ Lebenslügen

Eilis Fiorellos Mann Tony ist ein hervorragender Installateur. So hervorragend, dass er auch bei der Frau dieses zornigen Mannes, der da vor der Tür steht, erfolgreich „Rohre verlegt“ hat, wie sich dieser etwas derb ausdrückt. Jedenfalls ist sie jetzt schwanger und er wird keinesfalls das „Balg eines italienischen Klempners“ aufziehen.

Eilis wird das im Übrigen auch nicht tun. Die einzige Nicht-Italienerin im Fiorello-Clan, der diesen Teil von Long Island dominiert, fährt sie jetzt einmal heim nach Irland, die halbwüchsigen Kinder nimmt sie mit. Vielleicht ist es Zufall, dass Eilis dort ihre Jugendliebe Jim wiedertrifft. Jim, bald fünfzig, führt ein Pub, lässt sich durchs Leben treiben. In Eilis erkennt er eine Möglichkeit des Aufbruchs. Die Wahrheit sagen sie einander hier alle nicht. Erneut porträtiert Colm Tóibín, einer der wichtigsten irischen Gegenwartsautoren, ein Auswanderer-Leben. Leise und ohne großes Drama seziert er in „Long Island“ Lebenslügen, erkennt Ausflüchte und Widersprüche. Irgendwann erinnert sich Eilis, wie sie in all den Jahren, in denen sie mit Tony verheiratet war, morgens nach seiner Hand getastet und Trost darin gefunden hat. Entscheidend ist das aber wohl nicht. 

Colm Tóibín: Und doch war es tröstlich, seine Hand zu berühren

Colm Tóibín:
„Long Island“. Übersetzt von Giovanni und Ditte Bandini. Hanser.
316 Seiten.
26,80 Euro