Franz Schuh über die „letzte Besserungsanstalt vor dem Abkratzen“

Franz Schuh über die „letzte Besserungsanstalt vor dem Abkratzen“
Der Philosoph Franz Schuh und das schreckliche Jahr 2022. Ein Gespräch über das Pflegeheim und seine Fernsehsucht, über Plato, Pascal und die Gilmore Girls

Man hatte sich Sorgen gemacht um Franz Schuh. Beinahe ein Jahr war der Schriftsteller im Krankenhaus. Wie nah war er dem Tod? Ist er jetzt „Ein Mann ohne Beschwerden“, wie sein neues Buch heißt? Ein Gespräch über ein Jahr in der Hölle. Und was es da zu lachen gibt.

KURIER: Sie waren sehr lange auf der Intensivstation, was auch Thema in Ihrem Buch ist. Über die Krankheit selbst wollen Sie nichts sagen?

Franz Schuh: Es ist gut, dass die Leute mein Überleben interessiert. „Die Intensivstation“ ist eine Art Markenzeichen für mich geworden, und da es finanziell nichts bringt, höchstens eine kleine Intensivierung in der Aufmerksamkeitsökonomie, spiele ich mit und nehme die Markierung mit gutem Gewissen hin und als Kompensation an für ein Jahr in der Hölle. Viel mehr interessiere ich mich fürs Komische, auch aus theologischen Gründen. Denn wenn es wirklich keinen Gott gibt, dann bleibt den Menschen nur mehr das Spielerische. Und das Spielerische hat einen Höhepunkt dort, wo der Mensch nicht jammert und nicht dramatisch wird, sondern lustig ist. Daher ist das Komische das eigentliche Thema einer Kunst, in der Menschen am meisten zu sich kommen können: Lachend im Nichts.

Es stimmt, dass es in diesem Buch, in dem es viel um Krankheit und Tod geht, viel zu lachen gibt.

Die unauflösbaren Widersprüche, die das Leben begleiten, kann der Mensch, wenn er nicht untergeht, mit einem Lachen konfrontieren – als letzte Äußerung seines Selbstbewusstseins. Wer im Pflegeheim war, in der letzten Besserungsanstalt vor dem Abkratzen, der hat ja wirklich was zum Lachen.