Österreichs Literatur ist nicht arm an Antiidyllen über das Leben auf dem Lande. Man weiß hier nur zu gut, dass das Böse im Weinkeller und im Saustall daheim ist.
Daniela Emminger fügt dem bekannten Genre mit ihrem Roman „Blut ist nicht dicker als Wasser“ Neues hinzu. Einerseits ist das Dorfleben, von dem sie berichtet, besonders widerlich. Da wird gestohlen, gemordet, vergewaltigt und schließlich verdrängt und begraben. Bei ihr steckt im Wort „Dorfgemeinschaft“ vor allem das Wort „gemein“. Folgerichtig wird ihr Schweinebauer aus der österreichischen Provinz ausbrechen und nach New York abhauen. Frau und Sohn hat er im Wochenbett verloren, da war er gerade Anfang 20. Die Jahrzehnte danach verbrachte er mehr oder weniger im Schweinestall.
In New York gelingt ihm ein Neuanfang. Er trifft seine große Liebe, den 15 Jahre jüngeren Jim aus Chelsea, und er erkennt, dass er eigentlich Künstler ist.
Joes Selbstfindung geht Hand in Hand mit der Erkundung New Yorks und seiner Kunstszene. Das hat einen rührend schwärmerischen, stellenweise allerdings etwas pädagogischen, fast reiseführerartigen Touch mit ein bisserl gar vielen Anglizismen. Man merkt der Autorin die unverhohlene Begeisterung für die Stadt an, was wirklich ansteckend ist. Hier gelingt, was Büchern oft nachgesagt wird: Reisen im Kopf.
Daniela Emminger, 1975 in Oberösterreich geboren, hat immer wieder längere Studienaufenthalte in New York verbracht, sie kennt und liebt die Stadt. Ihren Ex-Schweinerbauern an der Hand, wird sie hier zur kenntnisreichen Stadtführerin. Greenwich Village, East Village, Downtown oder der Norden Manhattans: ein Grätzel neben dem anderen, mal wuselnd, mal gechillt.
Man lernt: Nicht nur die Welt, auch New York ist ein Dorf. Nur nicht so gemein.