Buchkritik: Bernd Schuchter und der Maler Gustave Courbet

Buchkritik: Bernd Schuchter und der Maler Gustave Courbet
Wieder jemand, den der Tiroler vor den Vorhang holt (und dabei nicht auf die Amseln beim Brüten vergisst)

Der Innsbrucker porträtiert gern Menschen, über die man eher nichts weiß, und bevor man sich fragen kann, ob sich ein Kennenlernen auszahlt, haben sie einen schon angesprungen und zum Denken verführt. Und – das können nicht viele – auch wenn Bernd Schuchter den Dreißigjährigen Krieg festhält oder, wie aktuell, die Niederschlagung der herrschaftslosen Pariser Kommune: Er nimmt sich nur wenig Platz (120 Seiten) und verzichtet trotzdem nicht darauf, Amseln beim Brüten zuzuschauen oder Tauben im Formationsflug.

Gustave Courbet

Diesmal: der französische Maler Courbet, der die Romantik verließ und die Kunst des Realismus begründete – betrunkene Pfarrer und nackte Frauen kamen um 1850 nicht bei allen gut an. Aber es ging nicht darum, die Realität wiederzugeben – ein Maler muss die Wahrheit dahinter sehen. Berühmt war Courbet; und verdammt. Zitat: „Am Ende, dachte er, war doch alles nur Satire. Der Ruhm, die Kunst, die Politik.“


Bild oben: Bernd Schuchter, wie Courbet ihn gemalt hätte. Nur der Bart ist anders als im berühmten Selbstporträt des Franzosen

Bernd Schuchter: „Gustave
Courbet und der Blick der
Verzweifelten“
Braumüller Verlag.
120 Seiten.
18 Euro

KURIER-Wertung: ****

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