Wochenlang schon läuten die Nachbarskinder am späten Abend an der Tür von Rezas Eltern, halten eine Mark in der Hand und verlangen persisches Essen. Die Eltern sind stolze, gebildete Leute, vor dem Grauen des Iran-Irak Kriegs nach Deutschland geflüchtet und nun in einem trostlosen, sozial problematischen Plattenbau am Stadtrand von Bochum gelandet. Natürlich lehnen sie das Geld ab, trotzdem bereiten sie den Kindern jedes Mal ein einfaches, aber köstliches Abendmahl. Das gebietet schließlich die persische Gastfreundlichkeit.
Behzad Karim Khani erzählt in seinem neuen Buch „Als wir Schwäne waren“ autobiografisch über sein Fremdsein in der Bundesrepublik der Achtzigerjahre, über die Perspektivenlosigkeit und die vielen Hürden für Ausländer, vor allem aber darüber, wie schwer es ist, diesen Ort als Heimat zu empfinden.
Der Vater, von Beruf eigentlich Dichter, fährt in Bochum eine Zeitlang Taxi, zieht sich aber sehr bald immer mehr in die innere Emigration zurück. Eines Tages stellt er beispielsweise die These auf, dass ihm Schuhe aus Deutschland grundsätzlich nicht passen. Er lässt sich sein Schuhwerk daraufhin wieder aus dem Iran schicken. Reza schlägt sich unterdessen mit Cleverness, aber auch mit viel Wut durch die sozialen Konflikte seiner Jugendjahre in der Siedlung. Sehr zum Unverständnis des Vaters.
Als Erwachsener wird er über seine Unfähigkeit, sich dem Vater gegenüber zu erklären, schreiben. „Ich habe ihm nicht verraten, dass ich die Formel gefunden habe, mit der man die Angst zur Wut erhitzt und bei welcher Temperatur man sich selbst hält, damit sie in einem nicht hochkocht und zum Zorn wird, aber auch nicht zum Hass abkühlt.“