Wem das diffus bekannt vorkommt: US-Autorin Barbara Kingsolver hat sich Charles Dickens zum Vorbild genommen, der mit seinem „David Copperfield“ einen Bildungsroman aus dem London des 19. Jahrhunderts schrieb. Je nach Ausgabe rund 1200 Seiten. Kingsolver versetzt die Dickens’sche Devise „lass ein Kind seine Geschichte erzählen“ in die 1990er-Jahre, und auch ihr Buch ist eine Schwarte. Inklusive Danksagung mehr als 830 Seiten. Zahlt sich die Zeitinvestition aus? Ja. Man drückt dem Helden die Daumen und ist traurig, wenn’s vorbei ist.
Die schwierige Geschichte dieses rotschopfigen Buben –„Copperhead“ ist eine Giftschlange mit kupferrotem Kopf, der verstorbene, ebenfalls rothaarige Vater nannte sich nach ihr – berührt und begeistert. Demon wächst in einem Trailerpark in den Appalachen auf, sein Dasein ist von Anfang an ein harter Job, die Mutter hat „viele falsche Entscheidungen“ im Leben getroffen, und er ist drauf und dran, es ihr nachzumachen. Dabei bemüht er sich so sehr, so zu sein wie andere Kinder – herzzerreißend etwa, wie er seine Mom fragt, wie man eigentlich Betten macht, so, „wie sie im Fernsehen aussehen“.
Manche Kritiker monierten Kingsolvers Sprache. Nun ja, dies ist nicht Dickens. Demon wächst, sagte Kingsolver in einem Interview, rund um Drogensüchtige und „stigmatisierte Landeier“ auf. Man liebt ihn umso mehr.