Der Brite war auch feinsinniger Kunstkritiker und zart-komischer Satiriker, der, den Schalk im Nacken, im Citroën über italienische Berge fuhr, sich ärgerte, dass sein Auto nicht schneller konnte und sich gleichzeitig über Autofahrer lustig machte: Der Besitz eines Autos verderbe den Charakter, jeder Autobesitzer lüge, allen voran übertreibe er bei der Geschwindigkeit, die sein Auto schaffe.
Vor allem aber sei der Reisende per se ein Spinner der nur, wenn er so tun könne, als wäre er zu Hause, glücklich sei. Die schlimmsten seien natürlich die Engländer, die im Gegensatz zu den Südländern ständig in die Natur drängten und das, wo doch gerade dort das Wetter nicht auszuhalten sei. Nachzulesen ist das nun im wieder aufgelegten Band „Along the Road – Aufzeichnungen eines Reisenden“. Darin gibt sich Huxley als tourismuskritischer Reisender, der Amerikaner bemitleidet, die ihr „italienisches Martyrium“ noch vor sich hätten: Padua, Ferrara, Ravenna, ect. mit all den unzähligen Kirchen; er liest mit Genuss veraltete Reiseführer und belauscht am liebsten andere Reisende im Zug.
Ein Kolumnistentrick
Huxley wendet dabei den bewährten Kolumnistentrick an: Sich selbst etwas blöd hinzustellen, um den Leser milde zu stimmen. Er „glänze nicht in Gesellschaft, ja, ich schimmere nicht einmal“. Das liege daran, dass er so gerne anderen Gesprächen lausche, anstatt dem Gegenüber mit gebührender Aufmerksamkeit zu folgen.
Eine andere Art des Reisens, nämlich des Reisens im Kopf via Bühne, wird im Kapitel „Das Mysterium des Theaters“ besprochen. „Im Lauf meines vergeudeten Lebens wollte es das Schicksal, dass ich einmal innerhalb eines Jahres ungefähr 250-mal ins Theater ging. Beruflich, wie ich nicht eigens erwähnen muss, denn so was macht man nicht zum Vergnügen.“ Auch hier: Er, Huxley, ist einer von uns und nicht Teil irgendeiner vermeintlichen Kulturelite. Etwas kokett – aber nichtsdestoweniger hinreißend. Beim Erscheinen 1925 lobte die New York Times das Buch, in dem sich „Witz und Ernst aufs Schönste verbinden“. Wie wahr. BB