Queen-Kritikerin Sue Townsend ist tot

Sue Townsend ("Adrian Mole") war Meisterin der Satire
Die 68-Jährige begeisterte ein Millionenpublikum mit Romanen um den Protagonisten Adrian Mole.

Im vergangenen Herbst veröffentlichte sie ein Buch über eine Frau, die in Streik tritt. "Die Frau, die ein Jahr im Bett blieb" heißt Sue Townsend letzter Roman . Er handelt von einer Frau, die auf den Rest der Welt pfeift. Die sich die Decke über den Kopf zieht und, um das Handy­läuten zu übertönen, "I walk the line" von Johnny Cash singt.

Ein passendes Schlusswort für eine Frau, die als Schriftstellerin beißende Satire mit Lebensklugheit und Warmherzigkeit zu verbinden wusste. Die als Gesellschaftskritikerin ebenso wie mit gescheiten Romanen über das Leben junger Menschen bekannt wurde.

Am Donnerstag ist die britische Autorin Sue Townsend im Alter von 68 Jahren gestorben. Ihre "Tagebücher des Adrian Mole" machten Millionen junger Teenager zu Lesern und Townsend zu einer der erfolgreichsten Schriftstellerinnen Großbritanniens.

Nun ist Sue Townsend in ihrer Heimatstadt Leicester einem Schlaganfall erlegen. Britischen Medien zufolge war sie am Sterbebett von ihrer Familie umgeben.

Townsend hatte seit Langem Gesundheitsprobleme und saß wegen Arthritis schon lange im Rollstuhl. 2001 war sie in Folge einer Diabetes-Erkrankung erblindet. 2009 hatte sie eine Spenderniere eines ihrer Söhne eingepflanzt bekommen.

Mit ihren viel beachteten Theaterstücken begann Sue Townsend 1978 ihre Karriere als Schriftstellerin. Sie war Meisterin der leichtfüßig anmutenden, letztlich bitterbösen, immer sozialkritischen Satire.

Tücken des Daseins

Die Serienromane über Teenager Adrian Mole und seinen Kampf gegen die Tücken des Daseins machten die Tochter einer Arbeiterfamilie, die in erster Ehe mit einem Metallarbeiter verheiratet war, international bekannt. Zuvor musste sie sich mit Gelegenheitsjobs durchkämpfen. Schon der erste Band "Das Intimleben des Adrian Mole, 13 3/4 Jahre alt" verkaufte sich binnen drei Jahren fast zwei Millionen Mal und wurde mehrmals verfilmt.

Bereits in den Adrian-Mole-Büchern zeigte sie sich als Gesellschaftskritikerin – porträtiert sie darin doch nicht nur den Teenager-Alltag, sondern auch die Jahre unter der konservativen Premierministerin Margaret Thatcher. Die Klassenkampf-Satire gehörte zu Townsends Lieblingsthemen. Häufigstes Ziel ihres Spotts: Das Königshaus und die sogenannte Oberschicht. In "Die Königin und ich" wird nach einem Wahlsieg von Monarchie-Gegnern die Königsfamilie entthront und muss in einen Gemeindebau ziehen.

Im Jahr 2012, anlässlich des Diamantenen Thronjubiläums von Queen Elizabeth II., schrieb Townsend in einem Kommentar für den Guardian über die Königin: "Wir brau{C}chen sie nicht mehr."

Sue Townsend war auch in ihrem letzten Buch komisch, tragisch, anarchistisch. Privat soll sie, erzählt der Schauspieler Stephen Mangan, der Adrian Mole 2001 in einer BBC-Serie gespielt hatte, "einer der wärmsten, lustigsten und klügsten Menschen" gewesen sein.

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