Ursprünglich sah der Auftakt zur heurigen Sommersaison nicht allzu gut aus. Gründe dafür lassen sich viele nennen: Der monatelange Streik der Schauspieler und Drehbuchautoren hatte Hollywoods Produktionskette unterbrochen. Bei den Zusehern herrscht eine allgemeine Superhelden-Müdigkeit. Die Konkurrenz seitens der Streamingdienste setzt dem Kino zu. Das Publikum hat sich an seine Couch gewöhnt und musste erst langsam wieder auf den Geschmack kommen, für einen Film das Haus zu verlassen: So kommt der vierte Teil der Beverly-Hills-Cop-Reihe mit Eddie Murphy, „Beverly Hills Cop: Axel F.“, gar nicht erst ins Kino, sondern wandert gleich direkt zu Netflix (abrufbar ab 3. Juli). Zu Sommer-Saisonstart Anfang Mai waren die US-Einnahmen im Vergleich zum Vorjahr um 24 Prozent zurückgegangen. Nimmt man die Zahlen von 2019 – also vor der Pandemie – zum Vergleich, betrug die Differenz sogar 42 Prozent.
Kommerzielle Highlights gab es anfänglich wenige: „Barbies“ Ryan Gosling und „Oppenheimers“ Emily Blunt in Kombination konnten ihren Erfolg nicht wiederholen und floppten mit „The Fall Guy“. Auch dem „Mad Max“-Prequel „Furiosa“ ging schnell das Benzin aus.
Doch langsam lichteten sich die Wolken. Einen wahren Sonnenstrahl am Himmel der Einspielergebnisse produzierte Pixars Fortsetzung seines Animationshits „Alles steht Kopf“: Mit 154,2 Millionen Dollar am ersten Wochenende lieferte Pixar die höchsten Einspielergebnisse seit „Barbie“. Gemeinsam mit Will Smiths „Bad Boys: Ride or Die“ bringt „Alles steht Kopf 2“ das Kino-Werkel langsam wieder in Schwung. Zumindest wünscht sich das die Branche.
Wer sind nun die großen Hoffnungsträger dieses Sommers?
Sommer-Hits?
Es beginnt mit Horror: „A Quiet Day: Tag Eins“ (Kinostart: 27. Juni) kehrt auf leisen Sohlen zum dritten Mal zurück. Auf Horror setzt auch Ti West, der mit „MaXXXine“ (Kinostart: 4. Juli) seine blutige X-Reihe fortsetzt,
Als sichere Bank für hohe Einspielergebnisse gelten die Minions: „Ich, einfach unverbesserlich 4“ (Kinostart: 11. Juli) könnte zum erfolgreichsten Blockbuster der heißen Monate werden.
Romantik wiederum versprechen Scarlett Johansson und Tatum Channing mit der Komödie „To the Moon“ (Kinostart: 12. Juli), die vor dem Hintergrund der Apollo-11- Mondlandung der NASA spielt.
Wer alt genug ist, kann sich an den Tornado „Twister“ erinnern, einen Box-Office-Hit von 1996, der nur von „Independence Day“ getoppt wurde. Fast 30 Jahre später kehrt „Twisters“ (Kinostart: 17. Juli) mit Glen Powell in der Hauptrolle zurück – und läutet, wer weiß, vielleicht sogar die Rückkehr des Katastrophenfilms ein.
Kaum waren die Streiks zu Ende, eilte Ryan Reynolds auch schon wieder zurück ans Filmset, um den rechtzeitigen Filmstart der Marvel-Fortsetzung „Deadpool & Wolverine“ (Kinostart: 24. Juli) zu garantieren: Der erschöpfte Wolverine (Hugh Jackman) trifft auf Antiheld und Großmaul Deadpool (Ryan Reynolds) – und gemeinsam sollen sie einen Feind besiegen.
„Nur noch ein einziges Mal“ (Kinostart: 23. Juli) versucht, an einen unerwarteten Erfolgstrend anzudocken: dass nämlich ausgerechnet die Kurzvideoplattform TikTok junge Menschen – insbesondere Frauen – zum Lesen bringt. Colleen Hoovers Buch (Englisch: „It Ends With Us“) ist einer der größten Hits von „BookTok“ – und will nun, verfilmt mit Blake Lively, die Leserinnen ins Kino locken.
Auch der August hält einige „große“ Filme bereit: Mit „Borderlands“ (Kinostart: 22. August), einer Leinwandadaption des Videospiels, versucht Regisseur Eli Roth sein Glück. Ob „Borderlands“ allerdings an den Erfolg von Super Mario andocken kann, wird sich erst herausstellen,
Bleibt immer noch der Ritt in die Prärie unter der gemächlichen Regiehand von Kevin Costner: Mit „Horizon“ (22. August) kehrt Costner zu seinem Lieblingsgenre, dem Western, zurück und gönnt sich selbst einen Auftritt als edelmütiger Cowboy.
Ob einer dieser Filme den heurigen Kinosommer retten wird? Heiß genug wäre es.
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