Doch die Eröffnung des österreichischen Pavillons am Donnerstagnachmittag ging ohne Proteste oder Zwischenfälle über die Bühne. Ein Ärgernis gab es aber doch. Der Wettergott hatte sich solidarisch mit Wladimir Putin gezeigt – und ließ es regnen. Just während der Ansprache von Anna Jermolaewa.
1970 in St. Petersburg (damals Leningrad) geboren, floh die Regimekritikerin 1989 über Polen nach Wien. Als Vertreterin Österreichs zeigt sie nun auf der Biennale fünf subtile wie eindringliche Installationen, die sich mit ihrer Vergangenheit in der UdSSR, dem Ankommen in Wien – und auch mit dem Angriffskrieg Russlands beschäftigen. Denn in ihrer neuen Arbeit „Rehearsal for Swan Lake“ arbeitet sie mit der 2022 aus der Ukraine geflüchteten Tänzerin und Choreografin Oksana Serheieva zusammen.
Wenn im Fernsehen „Schwanensee“ gezeigt wurde, denn sei das ein Code für einen Machwechsel gewesen. Und nun sei es hoch Zeit für einen weiteren. Wie schon zuvor, bei der Pressekonferenz, wandte sich Jermolaewa bei der Eröffnung direkt an den russischen Diktator: „Stop this war and get the hell out of Ukraine!“
Der Wettergott grollte also über die Unverfrorenheit. Und noch stärker regnete es, als Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer sprach. Kunst mache die Welt ein Stück weit erträglicher, sagte sie. Und bei der Pressekonferenz hatte sie betont, dass der österreichische Beitrag ein positives Beispiel für die Kraft der Kunst sei, die einen friedlichen Widerstand gegen gefährliche politische Entwicklungen zu leisten vermöge. Dass eine in Russland geborene Künstlerin gemeinsam mit einer gebürtigen Ukrainerin den Österreich-Pavillon bespiele, sei ein besonderes Statement.
Wobei man allerdings ergänzen muss, dass man im Kunststaatssekretariat vor eineinhalb Jahren, als die Entscheidung für Jermolaewa fiel, glaubte, mit dem Beitrag gar nicht mehr aktuell zu sein. Wie man sich täuschen kann. Und erst viel später gab die Biennale das Motto „Stranieri Ovunque – Foreigners Everywhere“ bekannt. Mit der von Gabriele Spindler kuratierten Präsentation liefert Österreich daher einen tatsächlich relevanten und bereits mit viel Lob bedachten Beitrag.
Als dann Alexander Van der Bellen sprach (der Bundespräsident erinnerte wieder einmal daran, dass er ein Flüchtlingskind gewesen war), hatte der Wettergott ein Einsehen: Es hörte nicht nur zu regnen auf, es blitzte sogar die Sonne durch die Wolkendecke.
Am Abend dann gab es in einer entlegenen Halle des Arsenale eine Party für alle Österreicher in der venezianischen Fremde. Manchem war der kredenzte Gemischte Satz zu alt und schwer. Und für Gesprächsstoff sorgte unter anderem Veronica Kaup-Hasler. Ein Foto auf Instagram mit großem Blumenstrauß hatte den Anschein erweckt, dass die Wiener Kulturstadträtin ihren Lebenspartner Claus Philipp geheiratet hätte. Doch das Dementi folgte wenige Stunden später: „Wir waren zu Besuch bei Nuria Schoenberg-Nono in der von ihr gegründeten Fondatione Archivio Luigi Nono in Venedig. Die Musikwissenschaftlerin, Biografin und Tochter von Arnold Schönberg sowie Witwe des Komponisten Luigi Nono gab uns einen spannenden Einblick in das Leben einer Künstlerfamilie, die die Moderne des 20. Jahrhunderts stark mitgeprägt hat.“
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