Traiskirchen und Schwanensee: Der Österreich-Pavillon der Kunstbiennale Venedig

Traiskirchen und Schwanensee: Der Österreich-Pavillon der Kunstbiennale Venedig
Künstlerin Anna Jermolaewa vermischt ihre Fluchterfahrung und poetische Codes des Widerstands in einer geradlinigen Installation.

Es sind auf den ersten Blick sechs klassische, abgewetzte "Telefonhütteln" der Telekom Austria, die im Hof des Österreichischen Pavillons die Blicke auf sich ziehen, aber für viele Menschen haben sie eine besondere Bedeutung. "Von hier hab' ich meine Eltern angerufen und gesagt: Ich bin im Westen", sagt Anna Jermolaewa. 

1988 wurden die Münztelefone im Flüchtlingslager Traiskirchen installiert, 1989 kam die aus Leningrad bzw. St. Petersburg stammende Künstlerin dort hin: Aus ihrer alten Heimat hatte sie fliehen müssen, nachdem sie sich in einer Oppositionspartei engagiert und eine sowjetkritische Zeitung herausgegeben hatte. Die Telefone blieben - wenngleich das technische Innenleben öfters erneuert wurde - vor Ort und wurden erst vor kurzem demontiert. "Lange Zeit gingen die meisten internationalen Anrufe in Österreich von dort weg", fand Jermolaewa heraus. Auf den Alugehäusen blieben viele Einritzungen in allen möglichen Sprachen erhalten: "Es sind Kapseln der Hoffnung und der Verzweiflung."

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