Besucherzahlen von Museen: Der Aufschwung ist ungleich verteilt

Besucherzahlen von Museen: Der Aufschwung ist ungleich verteilt
Der jährliche Report des "Art Newspaper" sieht große Häuser in USA und Großbritannien in Schwierigkeiten, während Paris und Seoul vorpreschen

Jedes Jahr recherchiert und vergleicht das Art Newspaper die Besuchszahlen von Kunstmuseen auf der ganzen Welt, die Zahlen werden dabei von den Häusern selbst bekannt gegeben. Die heurige Ausgabe des Reports, der am Montag veröffentlicht wurde, ist insofern eine Besonderheit, weil das Jahr 2022 als jenes gilt, in dem sich die Lage normalisierte: Ohne großflächige Covid-Maßnahmen war erstmals wieder ein Vergleich mit dem Prä-Pandemiejahr 2019 möglich. Immer wieder hörte man dabei aus Museen, man sei "beinahe" wieder an dieses Niveau herangekommen.

Wie die Aufstellung des Branchenmediums nun zeigt, ist die Lücke zum Vor-Pandemie-Level in unterschiedlichen Häusern und Weltgegenden aber unterschiedlich hoch. Zwar seien mit insgesamt 141 Millionen Besuchern rund doppelt so viele Menschen in die befragten Museen gegangen wie noch 2021, heißt es - die Marke von 2019 mit 230 Millionen wurde jedoch nicht erreicht.

Harte und weiche Landungen

Einige Häuser - etwa das Musée d'Orsay in Paris - lagen nur knapp unterhalb ihres Niveaus von 2019 (3,27 Millionen Besuche, -10%). Andere wie die private Fondation Louis Vuitton, ebenfalls in Paris, mit 1,4 Millionen Besuchen um 31 Prozent darüber. Einige Häuser blieben stark unter ihren Niveaus von 2019: Das Amsterdamer Rijksmuseum lag 2022 noch 35% unter 2019 (die populäre Vermeer-Ausstellung dürfte 2023 hier den Trend umkehren).

Besonders schleppend lief die Erholung auch in London mit Aushängeschildern wie dem British Museum(rund 4 Mio. Besuche, -34% gegenüber 2019) der Tate Modern (3,8 Millionen, -36%) und der National Gallery, London (2,7 Mio. Besuche, -55%) . Das Metropolitan Museum in New York musste einen Rückgang von 1,7 Millionen Besuchen - dser höchsten Zahl eines jeden US-Museums - einstecken, wobei man hier teilweise ein geändertes Zählsystem für die Einbrüche verantwortlich macht.

Die Top-Ten der Liste - angeführt vom Louvre mit 7,7 Besuchen und den Vatikanischen Museen mit rund 5 Millionen Besuchen - zeichneten auch 2022 für rund 40 Millionen Museumsbesuche verantwortlich, schreiben die Autoren und folgern: "Entgegen aller Bemühungen, lokales Publikum während der Pandemie stärker ins Museum zu bringen, ob virtuell oder physisch, hält sich der Eindruck, dass die Leute es nicht erwarten konnten, wieder zu reisen, um die Mona Lisa, die Parthenon-Marmore oder die Laokoongruppe zu sehen. Diese Ikonen ziehen nach wie vor die Massen an."

Neue Magneten

Dabei gehören nicht nur die etablierten Häuser zu jenen, die sich nach der Pandemie besonders gut erholten: Auch Museen in Asien gehören hier zu den Ausreißern nach oben. So schaffte das "M+"-Museum in Hongkong, das 2021 inmitten von Pandemie und Protesten eröffnete, mit rund 2 Millionen Besuchen auf Anhieb Platz 18 im Ranking.

Das Nationalmuseum von Korea sowie das junge Zeitgenossen-Museum MMCA in Seoul konnten ebenfalls Besucherzuwächse verbuchen - angetrieben von Kunstmessen und einem Hype, der verstärkt Kunstpublikum in die koreanische Metropole brachte. Wegen anhaltender Lockdowns abgestürzt sind dagegen die meisten Museen in China. Die Eremitage in St. Petersburg, in Friedenszeiten ein Touristenmagnet, verzeichnete 2022 einen Besucherrückgangvon 43%.

Kommentare