Benin-Bronzen zurückgeben? Pläne des Humboldt-Forums befeuern Debatte
Deutschland ist in Gesprächen über eine mögliche Rückgabe der in Berlin lagernden "Benin-Bronzen", die zu den bekanntesten und - wegen ihrer unrechtmäßigen Verschleppung in westliche Museen - umstrittensten Kunstschätzen Afrikas gehören. Wie die Süddeutsche Zeitung und andere Medien berichten, war der Kulturverantwortliche im Auswärtigen Amt, Andreas Görgen, in den vergangenen Tagen in Nigeria, um dort über die Modalitäten der Rückgabe zu verhandeln.
Das Humboldt-Forum, das in den kommenden Wochen sukzessive eröffnet wird und die Bronzen als Herzstück seiner Schausammlung gezeigt hätte, will seine Planungen für die bisher vorgesehene Präsentation der umstrittenen Benin-Bronzen weiter überarbeiten, hieß es laut dpa darauf. Sicher sei, dass das Unrecht thematisiert werde, hieß es vonseiten des Museums, das jedoch auch betonte, dass bisher keine Rückgaben beschlossen worden seien. Darüber müsste der Stiftungsrat der Stiftung Preußischer Kulturbesitz entscheiden.
Objekte im Fokus
Die Benin-Bronzen sind gewissermaßen die Gradmesser einer seit Jahren anhaltenden Debatte um die Rückgabe von Kulturgütern aus kolonialer Vergangenheit. Unzweifelhaft ist, dass die außergewöhnlichen Kunstwerke im Zuge einer britischen "Strafexpedition" 1897 geraubt wurden. Von dort wanderten die Bestände ins British Museum London, in die kaiserlichen Sammlungen in Berlin und an viele andere Orte - auch das Weltmuseum Wien besitzt Bronzen, deren Geschichte es in der Dauerausstellung darlegt. Wiener Forscherinnen und Forscher initiierten auch den "Benin-Dialog" mit, der den Hintergrund für aktuelle Verhandlungen bildet.
Das Ethnologische Museum der Stiftung Preußischer Kulturbesitz verfügt über rund 530 historische Objekte aus dem Königreich Benin, darunter etwa 440 Bronzen. In Benin-City soll seinerseits ein Museum errichtet werden. „Wir unterstützen das, etwa durch Leihgaben. Aber es muss auch zu Rückgaben kommen, da bin ich ganz sicher. Das muss auf Grundlage eines Dialogs geschehen, bei dem gemeinsam überlegt wird, welche Dinge sollten zurückkehren, welche hierbleiben“, so Stiftungspräsident Hermann Parzinger.
Deutschlands Kulturstaatsministerin Monika Grütters setzt auf einen offenen Prozess. „Wenn am Ende einer solchen Debatte etwa um die Benin-Bronzen Rückführungen stehen, könnten in den Ausstellungsräumen im Humboldt Forum Leerstellen bleiben, die den Besucherinnen und Besuchern diesen bisher vernachlässigten Teil unserer Geschichte vor Augen führen“, hatte die CDU-Politikerin zuletzt der dpa gesagt. In jedem Fall berührt das Vorgehen Berlins auch die Strategie anderer Museen, die bis heute auf der Kriegsbeute aus Benin sitzen.
Kommentare