Bäume, Brokkoli und irgendwas mit Kunst: Warum Museen auf Themen setzen

Bäume, Brokkoli und irgendwas mit Kunst: Warum Museen auf Themen setzen
Wo der künstlerische Geniekult Pause macht, gedeiht die „Themenschau“. Mit durchwachsenen Ergebnissen.

Kommende Woche eröffnet in London eine große Ausstellung zu Paul Cézanne. Niemand käme auf die Idee, sie im Untertitel „Äpfel in der Kunst“ zu nennen – auch wenn die Leistung des Künstlers, das Volumen von Körpern auf innovative Weise in Malerei zu übersetzen, sich maßgeblich darin offenbarte, wie er Äpfel malte.

Warum also meint man in vielen Museen, man könne der Kunst auf die Schliche kommen, indem man sich in erster Linie bestimmte Bildmotive ansieht? Das Format der Themenausstellungen – in Wien sind gerade drei solcher Präsentationen zu sehen – hat Hochkonjunktur: Wohl auch, weil Sammlungen in der Pandemiezeit auf der Suche nach „neuen Zugängen“ nach allen möglichen Kriterien durchforstet wurden.

Doch der Themen-Fokus zeugt auch von einem grundsätzlicheren Wandel im Verständnis davon, wie Kunst entsteht: Anstelle der Auseinandersetzung eines kreativen Individuums mit der Welt tritt ein diffuser Prozess, bei dem viele mitmachen und bei dem am Ende „irgendwas mit Kunst“ herauskommt. Das passt zu einem Zeitgeist, in dem das Individuum wenig zählt und der Prozess viel – die documenta in Kassel trieb dies heuer auf die Spitze.

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