Ausstellung "Genossin Sonne": Zum Revolutionskitsch noch Esoterikkitsch

Ausstellung "Genossin Sonne": Zum Revolutionskitsch noch Esoterikkitsch
Die Kunsthalle Wien geht ko(s)mischen Ideen nach - etwa, dass Revolutionen von der Sonnenaktivität ausgelöst werden.

An der Wand beim Halleneingang ist ein Wellendiagramm aufgezeichnet, die Spitzen sind - was sonst - mit roten Sternen markiert: Einer für die Oktoberrevolution in Russland 1917, einer für jene auf Kuba 1957-59, doch auch der "Arabische Frühling" und die Maidan-Revolution in der Ukraine 2013/'14 sind vermerkt. Die Ausschläge auf der Skala stellen aber keine Erdbeben dar - sie markieren die Zahl der Sonnenflecken, die in den entsprechenden Jahren gemessen wurden. Demnach waren solare Aktivitäten immer dann besonders hoch, wenn es auf der Erde zu sozialen Umbrüchen kam. Zumindest war dies die These des sowjetischen Forschers Alexander Chizhevksy, der in den 1920er Jahren wirkte.

Diesen Faden greift die Ausstellung "Genossin Sonne" wieder auf, die die Kunsthalle Wien in Kooperation mit den Wiener Festwochen ausrichtet  (bis 1. 9. 2024). Mit den Sonneneruptionen vom vergangenen Wochenende, die Polarlichter am Himmel über Wien erscheinen ließen, könnte das kosmische Timing nicht besser sein.  Es gehe darum, neben der menschlichen Dimension auch die "nichtmenschlichen Akteure" bei gesellschaftlichen Umbrüchen zu berücksichtigen, meinte Intendant Milo Rau bei der Presseführung und überlegte laut, solche Akteure bei der nächsten Festwochen-Auflage auch in seinen zuletzt kontrovers diskutierten "Rat der Freien Republik" einzubinden. Statt dem Ex-Finanzminister Yanis Varoufakis könnte dort dann ein Schwarm Bienen sitzen. 

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