Die fünfteilige Autobiografie von Thomas Bernhard, zwischen 1975 und 1982 erschienen, eignet sich nur bedingt für die Dramatisierung. Denn direkte Rede ist rar. Bernhard erzählt aber, dank der Übersteigerungen, äußerst fesselnd. Das Theater der Jugend hat sich daher doch an eine Umsetzung gewagt – als Aufruf zum Ungehorsam, als Bestärkung, wenn man als junger Mensch in die entgegengesetzte Richtung gehen, sich Konventionen widersetzen möchte – und als Tröstung für alle, die immer wieder scheitern.
Chefdramaturg Gerald Maria Bauer wählte für seine Inszenierung „Ein Kind“, den von der Entstehung her letzten, in der Chronologie der Ereignisse ersten Teil. Und Friedrich Eggert hat für das Theater im Zentrum ein raffiniertes Bühnenbild gezimmert, ein Bernhard-Archiv mit Objekten, die der Schriftsteller besessen haben könnte, darunter Radioapparate. Andererseits muss man sogleich an „Der Keller“ denken. Denn von oben führt eine Treppe in diesen von Regalen dominierten Raum.
In der Tat: Bauer konzentriert sich auf amüsante Niederlagen aus „Ein Kind“, er behandelt die zweite Hälfte der Erzählung nur kursorisch, er negiert die Gymnasialzeit („Die Ursache“) und geht nach der Pause nahtlos zur Lehrzeit im Kolonialwarenladen des Karl Podlaha („Der Keller“) über. Gleich zu Beginn lässt Bauer das Testament von Bernhard schreddern, der bekanntlich jede Aufführung in Österreich verboten hatte. Und er hat sich viel unterhaltsames Beiwerk einfallen lassen, um den auf fünf Sprecher verteilten Text zu illustrieren. Als Figuren gestaltet sind bloß Bernhard als Kind (Jasper Engelhardt zitiert augenzwinkernd „Titanic“) und der Großvater: David Fuchs darf mit einem Solo glänzen. Ein gelungener Abend, auch für Erwachsene.
Kommentare