Nationalbibliothek erwirbt Nachlass von Thomas Bernhard

Nationalbibliothek erwirbt Nachlass von Thomas Bernhard
Der Kaufpreis über 2,1 Millionen Euro wird zum größten Teil (1,6 Millionen Euro) vom Kulturministerium getragen.

Als Universalerbe von Thomas Bernhard, 1989 gestorben, verwaltete dessen Halbbruder Peter Fabjan den Nachlass des Schriftstellers. Unermüdlich kümmerte sich der Internist um diesen - und er stellte seine eigene Person immer hinter das Werk von Thomas Bernhard. Doch nun entschloss sich Fabjan, mittlerweile 84 Jahre alt, zur Übergabe: Die Österreichische Nationalbibliothek erwirbt den literarischen Nachlass von Thomas Bernhard und damit einen der bedeutendsten deutschsprachigen Nachlässe des 20. Jahrhunderts.

 

Kaufpreis von Thomas Bernhards Nachlass

Das haben Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer und ÖNB-Generaldirektorin Johanna Rachinger am Freitag bekanntgegeben. Dem Erwerb gingen jahrlange Bemühungen der Nationalbibliothek voraus. Staatssekretärin Andrea Mayer hatte die Verhandlungen unmittelbar nach ihrem Amtsantritt neu angestoßen.

Der Kaufpreis über 2,1 Millionen Euro wird zum größten Teil, nämlich 1,6 Millionen Euro, vom Kulturministerium getragen. 500.000 Euro übernimmt die Nationalbibliothek selbst. Der Kaufpreis orientiert sich an einem unabhängigen Gutachten, das vonseiten der ÖNB in Auftrag gegeben wurde.

„Ich freue mich, dass der umfangreiche schriftstellerische Nachlass Thomas Bernhards, der auch die Schriften und Briefe seines Großvaters, Johannes Freumbichler, umfasst, an die Österreichische Nationalbibliothek geht“, so Kunst- und Kulturstaatssekretärin Mayer. "Der Erwerb des Nachlasses ist auch ein Auftrag: nämlich das Werk Bernhards in seiner Entstehung zu erforschen, immer wieder aufs Neue auf seine Aktualität hin zu befragen und in Ausstellungen, Sonderschauen, Lesungen, Diskussionen und anderen Formaten dem literaturinteressierten Publikum zu präsentieren. Und es gibt keinen besseren Ort dafür als die Österreichische Nationalbibliothek mit ihrem Literaturarchiv im Michaelertrakt der Hofburg und dem Literaturmuseum in der Johannesgasse“.

"Teil der Weltliteratur"

Generaldirektorin Rachinger betont in der gemeinsamen Aussendung: „Thomas Bernhards Werk ist einzigartig in der deutschsprachigen Literatur nach 1945, es ist Teil der Weltliteratur. Für mich ist dieser Nachlass einer der bedeutendsten Zugänge in der Geschichte der Österreichischen Nationalbibliothek. Wir sind uns der Verantwortung bewusst, diesen Bestand langfristig für die Forschung und die Allgemeinheit zu sichern.“

Der Nachlass von Thomas Bernhard ist nahezu vollständig überliefert und deckt die gesamte literarische Produktion des Autors ab. Er umfasst sämtliche veröffentlichten und unveröffentlichten Werke sowie alle überlieferten Korrespondenzen. Allein an unveröffentlichten Texten sind über 150 Titel verzeichnet, hinzu kommen Notizen und autobiografische Aufzeichnungen. Der Werk-Bestand macht knapp 30.000 Blätter mit Handschriften, handschriftlich korrigierten Typoskripten und Fahnenkorrekturen aus.

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