Doch Anna Stiepani, von Ex-Burgtheaterdirektorin Karin Bergmann für die Koproduktion der Salzkammergut Festwochen mit dem Landestheater Linz engagiert, zog sich vornehm aus der heiklen Affäre: mit ein paar spitzen Anmerkungen und einem abgeänderten Schluss wird aus einer Liebestragödie der Akt einer Selbstermächtigung.
Zunächst verbittet sich Christine, weiterhin als „Kind“ angesprochen und dementsprechend behandelt zu werden. Und zum Schluss nimmt sie sich nicht das Leben (wie vom Vater befürchtet), sondern dreht den Spieß um. Lorena Emmi Mayer zitiert, direkt ins Publikum gesprochen, auch wenn nur der innig geliebte Fritz gemeint ist, den Song „Flowers“ von Miley Cyrus: Sie könne auch allein tanzen gehen – und werde sich selbst besser lieben, als er es könne beziehungsweise gekonnt hatte.
Gerade eben hatte Christine erkennen müssen, für Fritz nur Zeitvertreib gewesen zu sein. Der Satz dürfte daher nicht viel mehr als eine Trotzreaktion sein. Aber immerhin.
Der Song ist zudem eine Art Schlüssel für die Inszenierung. Denn Thurid Peine deutet mit ihrem Bühnenbild – das Ensemble sitzt die gesamten 90 Minuten hinter einem semitransparenten, mit Gustav-Klimt-Blumenmuster bedruckten Gazevorhang – ein Tanzetablissement an: Eine mondäne Frau entschwindet Fritz nach ein paar Walzertakten. Von ihr besessen, vermag er Christines Liebe nicht zu schätzen.
Und zu allem Überdruss wird er vom Ehemann zum Duell herausgefordert. Wie ein Desperado, ganz in Schwarz, reitet dieser ein, um nach Klaus-Kinski-Art Furcht und Schrecken zu verbreiten. Das hat Witz. Wenngleich die Rollen irgendwie falsch besetzt sind: Dass der graumelierte Alexander Julian Meile als fahriger Fritz gegenüber dem schlaksigen Markus Ransmayr den Kürzeren zieht, scheint wenig glaubwürdig.
Zu brillieren weiß hingegen Cecilia Pérez als aufgeweckte Modistin Mizi, die nie auf die Idee käme, den Männern hinterherzurennen. Sie spricht die Schnitzler‘schen Sätze völlig natürlich – und somit ausgesprochen heutig. Samuel Finzi, der Stargast der soliden Produktion, berührt als herzensguter wie gütiger Vater, der die Enttäuschung kommen gesehen hat.
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