Materialaufwand wird keiner getrieben: Hans Hoffer, Weggefährte von Wiesner seit 45 Jahren, teilte die Bühne in ein Triptychon. Videoprojektionen und Versatzstücke veranschaulichen in den schmalen Seitenteilen arm und reich, Natur und Kultur. In der Mitte begnügt sich Hoffer mit einem Haufen güldener Stühle, die – ohne inhaltliche Begründung – mal so und mal anders aufgestellt werden, um Geschäftigkeit demonstrieren zu können.
Zudem gibt es einen alten Radiator und ein noch älteres Radio. Aus diesem erklingt unter anderem das berühmte „Hobellied“ – in der wunderbaren Interpretation von Hans Moser. Pech für den jungen Manuel Sonnleitner, der den Tischler Valentin mit viel naivem Enthusiasmus ausstattet: Statt selbst zu singen, muss er nickend zuhören. Pech auch für das kleine Orchester im Hintergrund: Nur wenn es spielt, hebt sich der rote Vorhang aus Samt, der die Bühne einfasst.
Den deutlichsten Gegenwartsbezug schafft Simina Nicolaescu: Die Hauptfiguren tragen zeitgenössische Kleidung, alle anderen historisch angehauchte Kostüme. David Oberkogler im braunen Politiker-Nadelstreif begeistert als diabolischer Kammerdiener Wolf, der sein Schäfchen ins Trockene bringt – und als körperliches Wrack endet.
Im Zentrum stehen zweifellos die Sprache Raimunds (das Ensemble stammt durch die Bank aus Österreich) – und das Spiel. Günter Franzmeier als reicher Jedermann, der erst spät geläutert wird, brilliert, wenn er schlecht gelaunt sein oder sich melancholisch die Pistole an die Schläfe halten darf. Chris Pichler überzeugt als energische wie aufrichtige Rosa – und Helga Illich, die Frau des Regisseurs, bekam für ihren Auftritt als altes Weib zurecht Szenenapplaus. Rudi Roubinek übertreibt als Chevalier Dumont wenig charmant, gefällt aber nach der Pause als jovialer Gärtner. Warum der Radetzy-Marsch zitiert wird, erklärt sich nicht. Aber das glückselige Ende verzaubert auch dieses Mal.
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