"Anatol" in Reichenau: Ein Loser, der den Frauen nachstellt

Abschiedssouper mit viel Witz: Claudius von Stolzmann (Max), Anton Widauer (Anatol) und Paula Nocker (Annie)
Anton Widauer verzweifelt als verwöhnter wie verhöhnter Anatol an einer hinreißenden Paula Nocker - und bleibt allein

Im Café gegenüber dem Theater von Reichenau hängen Plakate alter Produktionen, darunter von „Anatol“ aus 2001. Dieser Szenenreigen, eine Aneinanderreihung mehrerer Einakter aus dem Liebesleben eines jungen Mannes, gehört quasi zur DNA der Festspiele. Denn Arthur Schnitzler verarbeitete in „Anatol“, entstanden zwischen 1883 und 1891, seine eigenen Affären, darunter auch eine „Episode“ mit Olga Waissnix, der Wirtin vom Thalhof in Reichenau.

Es lag daher fast nahe, dass Maria Happel, die Intendantin, für das diesjährige Best-of österreichischer Dramatik (mit Johann Nestroy, Thomas Bernhard und Ödön von Horváth) auch den „Anatol“ auswählte. Und so inszenieren ließ, wie wohl nirgendwo sonst mehr: weder kontextualisiert, noch betont kritisch hinterfragt. Anatol darf daher seinem Freund Max erzählen, dass Bianca zu seinen Füßen lag, während er am Flügel fantasierte, und ihr Kopf lag in seinem Schoß.

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