Art Vienna: Jeder ist ein Zeitgenosse

Maria Legat, Galerie 3, „Die Mutter, die Schuld“ (Ausschnitt), 2016
Die neue Kunstmesse im Wiener Leopold Museum läuft bis 26. Februar

Alle Kunst war irgendwann einmal zeitgenössisch, hört man immer wieder. Der Kunstmarkt liebt diese Formel, denn sie erlaubt es, Kategorien aufzubrechen. Jüngere Käufer lassen sich heute eben leichter mit aktueller Kunst begeistern und dann zu Historischem verleiten, und so finden heute vermehrt „kuratierte“ Auktionen statt, und auch der Handel erweitert seinen Horizont.

Insofern bildet die neue Messe „Art Vienna“, mit der sich der Veranstalter MAC Hofmann (Art & Antique Hofburg, Residenz Salzburg) nun im Wiener Kunstfrühling etablieren möchte, einen Trend ab: Hatte die Messe „Art Austria“ des Veranstalters Wolfgang Pelz (sie findet nun von 24.-26.3. im Palais Liechtenstein statt) in den Vorjahren „nur österreichische Kunst“ ausgestellt, so geht bei der „Art Vienna“ im Grunde alles – „Zeitgenössisches“ sollte im Fokus stehen, aber die Grenzen sind elastisch, siehe oben.

34 Aussteller präsentieren sich, in den Räumen des Museums haben sie viel Platz, von einem Kojen-Slalom ist die Messe weit entfernt.

Der Nachteil der lockeren Architektur ist mitunter, dass die Grenzen zwischen Galerien verschwimmen. Einige behängen die „Grenzwände“ zwischen ihren Stellplätzen gar abwechselnd mit Bildern – etwa der Linzer Händler Freller und der Wiener Kunsthandel Giese & Schweiger. Letzterer setzt auf Konfrontation der Epochen, Oswald Oberhuber hängt hier neben dem Biedermeier-Maler Johann Ranftl, Otto Muehl neben der Impressionistin Tina Blau.

Junges, Etabliertes

Art Vienna: Jeder ist ein Zeitgenosse
Robert Bosisio, „oT (Vermeer)“, 2015, Mischtechnik auf Papier auf Tafel, 39,5 x 29 cm, Foto: Galerie Martin Mertens, Berlin
Einige Entdeckungen sind auf der Messe zu machen – etwa der Stand der Berliner Galerie Martin Mertens, die junge Kunstschaffende zwischen altmeisterlicher Malerei und geometrischer Abstraktion präsentiert. Bei der Klagenfurter Galerie 3 bestechen die Bilder von Maria Legat, die in ihrer Mischung aus handwerklicher Finesse und Rohheit fast an gotische Tüchleinmalerei erinnern (7.700 €). Gegenüber versprühen die Veranstalter der „Parallel Vienna“ pure Hipness, ein Bild von Jungstar Christian Rosa – wie Legat ein Schüler Daniel Richters – kostet hier 32.000€.

Auch etablierte Künstler sind schön repräsentiert, etwa der Maler Rudolf Goessl bei der Galerie Jünger, der Bildhauer Roland Goeschl bei zs art oder der Künstler Zoran Mušič bei der Galerie Magnet. Die stringenten Programme der verdienten Galerien sind allerdings etwas zu häufig mit teils sehr schrillen Präsentationen durchsetzt, so dass sich eine klar definierte Atmosphäre nicht wirklich ergibt: Manchmal wünscht man sich bei dieser Kunstmesse im Museum einen Kurator herbei.

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