Arnulf Rainer: Erotische Fotos als Stimulans für das gierige Biest

Pressekonferenz im Auktionshaus im Kinsky: Sarah Gold erklärt ihre Mitwirkung an den Fotoübermalungen von Arnulf Rainer
Pressekonferenz im Kinsky: Der Kunsthandel will Hunderte Blätter von Arnulf Rainer verkaufen. Sind aber alle echt?

Arnulf Rainer sei, sagte Sarah Gold am Donnerstag bei einer Pressekonferenz des Auktionshauses im Kinsky, ein Biest. Nein, nicht im Sinne eines Lustmolchs. Aber er giere nach stimulierenden Vorlagen, die er übermalen könne.

Und so lieferte ihm der aus Holland gebürtige Künstler Rene Rietmeyer zwischen 2011 und 2014 unglaubliche 2.500 Fotos. Landsfrau Sarah Gold, eigentlich Kunsthistorikerin, stand (neben anderen Frauen) für die Sessions Modell. Zum Teil wurden Bildkompositionen anderer Künstler nachgestellt, zum Teil ging es direkt zur Sache, etwa in der Serie „Bondage“.

Als Lohn und Abgeltung des Urheberrechts soll Rietmeyer – laut "Standard" – 620 Übermalungen, also ein Viertel (!), erhalten haben. Rainer ist aber nicht gerade für Freigiebigkeit bekannt.

Den größten Teil verkaufte Rietmeyer 2017 der Kunstsammlerin Brigitte Löw-Radeschnig. Und diese wiederum verkaufte 300 Arbeiten dem Kunsthändler Gerald Ziwna. Und dieser wollte Mitte 2020 zwei Blätter (aus 2013) im Kinsky versteigern lassen. Doch Hannelore Ditz, die langjährige Frau und Managerin von Rainer, ließ sie beschlagnahmen – weil es sich um Fälschungen handle.

Meinte sie Fälschungen? Oder nur, dass diese Arbeiten nicht von ihr als authentisch anerkannt wurden? Und warum beendete Rainer die Zusammenarbeit? Weil, wie es Sarah Gold ausdrückte, der Haussegen schief hing? Weil Hannelore Ditz eifersüchtig gewesen sei?

Vieles bleibt Spekulation. Denn über ihren Anwalt Alfred Noll klagte Löw-Radeschnig den Künstler und auch Ditz. Die beiden äußern sich daher nicht öffentlich. Klar ist nur, dass Rainer auch früher schon pornografische Vorlagen überarbeitete. Und dass es eine Art Qualitätskontrolle durch Ditz gibt, um den Markt nicht mit schlechteren Arbeiten zu fluten.

Jedenfalls: Die Staatsanwaltschaft stellte die Ermittlungen ein. Für Noll der Beweis, dass die signierten Blätter echt seien. Und so fanden am Donnerstag eben eine von ihm geleitete Pressekonferenz und danach ein Expertengespräch statt. Der Titel „Aus echt mach falsch – Darf ein Künstler das?“ führt allerdings in die Irre: Rainer erklärte die Übermalungen nicht zu Fälschungen, er weigerte sich nur, die inkriminierten Arbeiten in Augenschein zu nehmen.

Hinter dem Panel hingen Übermalungen aus den Serien „Klimt – Schiele“ und „Schleiertanz“, Löw-Radeschnig legte ihre Sicht der Dinge dar. Und Sarah Gold erzählte vom Treffen mit Rainer. Für Ditz brachte sie Verständnis auf: „Sie versucht, das Oeuvre zu schützen.“ Der Rest der Geschichte wird wohl erst vor Gericht geklärt werden.

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