Heimlich fotografiert - auf gute Nachbarschaft

Heimlich fotografiert - auf gute Nachbarschaft
Arne Svenson fotografierte in Manhattan Menschen in ihren Privatwohnungen durchs Fenster. Ohne Erlaubnis.

Eine fotografische Dokumentation des Alltags oder Verletzung der persönlichen Privatsphäre? Die Ausstellung "The Neighbors" (Die Nachbarschaft) von Arne Svenson scheidet derzeit die Geister.

Mit einem Teleobjektiv fotografierte der Künstler aus seinem Apartment in benachbarte Wohnungen des luxuriösen "Zinc Building" in Manhattan. Das Heikle daran: die Fotografierten wurden weder darüber informiert, noch um Erlaubnis gefragt.

Nun sind die Bilder in einer New Yorker Galerie ausgestellt und die Empörung ist groß. Die Fotografierten sehen darin eine klare Verletzung der persönlichen Privatsphäre.

Die Reaktionen der Besucher sind gespalten. Viele finden den Wirbel übertrieben, schätzen die künstlerische Auseinandersetzung des Fotografen und finden die Arbeiten Svensons spannend. Sämtliche Werke für je 8000 Dollar käuflich zu erwerben.

Einblicke in die dokumentierte Intimsphäre

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Voyeurismus oder Kunst?

Der Künstler selbst will mit seiner Arbeit Einblicke in das tägliche Leben gewähren und präsentiert Momentaufnahmen von eben diesem. Da von keiner der fotografierten Personen das Gesicht zu erkennen ist, fühlt Svenson sich im Recht. Der Fotograf habe lediglich eine tägliche Routine bildlich eingefangen. Für ihn werden die Subjekte durch die Unmöglichkeit der Identifikation zu Objekten, womit er sich im legalen und legitimen Bereich bewege, so die Argumentation Svensons.

Sorge

Die „Opfer“ können diese Ansicht nicht teilen und sind aufgebracht. Beim Essen, Schlafen oder Telefonieren von einem ihnen Unbekannten in den eigenen vier Wänden fotografiert zu werden sei Voyeurismus und habe nichts mit Kunst zu tun. Viel mehr noch, man macht sich Sorgen, welche Bilder noch geschossen wurden und was der Fotograf damit noch vorhat. "Ich bin empört, weil auch viele Kinder in dem Gebäude leben," gibt sich ein Bewohner gegenüber dem Sender NBC erbost. "Ich bin sicher, da gibt es viel, was wir noch gar nicht gesehen haben, und wir wissen nicht einmal, was er alles fotografiert hat," betont ein weiterer Nachbar seine Sorgen über die Vorhaben des Fotografen.

Rechtslage

Arne Svenson macht zwar keinen Hehl aus der heimlichen Entstehung der Bilder und gibt sogar öffentlich zu, unauffällig aus seiner finsteren Wohnung fotografiert zu haben, allerdings möchte er ebenso klarstellen, dass die Nachbarn "sich hinter einem durchsichtigen Schleier auf einer Bühne darstellen, die sie selbst gestaltet haben und auf der sie den Vorhang selbst hochgezogen haben", womit er auf die Glasfassade des Gebäudes anspielt.

Die Bewohner können dieser Argumentation freilich wenig abgewinnen. Angeblich soll bereits ein Rundmail unter den Nachbarn kursieren, in dem einer Sammelklage aufgerufen wird.

Welche rechtliche Handhabe die Betroffenen tatsächlich haben, ist allerdings unklar. Denn wo die persönliche Privatsphäre endet und die Freiheit der Kunst beginnt lässt sich nicht pauschal definieren - dazu bedarf es der Auseinandersetzung im Einzelfall.

Links:

Julie Saul Gallery

Western Project

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