Absurderweise wurde am Mittwoch auch der kaufmännische Leiter ab dem Herbst 2026 bestellt. Selbst der Auserkorene, Stefan Mehrens, wunderte sich. Richtig wäre gewesen, zunächst Marie Rötzer zu designieren – und in einem Jahr dann den Geschäftsführer. Natürlich in Absprache mit der Frau Direktorin. Schließlich hat sie mit ihm zusammenzuarbeiten. Und ein Blind Date (wie in diesem Fall) zeitigt nur in den seltensten Fällen berauschende Glücksgefühle. Aber dann hätte nicht mehr Mayer die Entscheidung bekannt geben können.
Ihr Tratschpartner interpretiert es aber wohlwollend: Mayer will sich im Herbst, nach der Wahl, als Musterschülerin von der politischen Bühne verabschieden. Im Wochentakt lässt sie derzeit Erfolge kommunizieren, mögen sie auch noch so klein sein. Am 12. Juni gab sie bekannt, dass die Novelle zum Theaterarbeitsgesetz den Ministerrat passiert hat: Diese werde „mehr Fairness und Rechtssicherheit“ bringen.
Am 18. Juni gab sie bekannt, dass mit September eine Mindestlohn-Regelung für die Bundesmuseen in Kraft tritt. „In Bezug auf faire Arbeitsverhältnisse und gerechte Bezahlung“ hätten die Museen eine Vorbildfunktion zu erfüllen. Daher verdient man mit einem Mindestlohn von 2.050 Euro gerechterweise nicht einmal ein Zehntel des Generaldirektors. Man kann nur hoffen, dass diese Regelung – ein echter Kollektivvertrag bleibt Schimäre – nicht Schule macht.
Zuvor schon, am 10. Juni, lud Mayer zum nächsten „Forum Kultur“ ein – für 27. Juni in Salzburg. Die Ergebnisse werden nicht mehr in die „Kulturpolitischen Leitlinien des Bundes“ einfließen können: Dieses Strategiepapier für die Nachfolge wurde am 21. Juni veröffentlicht. Im Vorwort, absurderweise „Anstelle eines Vorworts“ betitelt, rühmen Mayer und Kulturminister Werner Kogler ihre Taten. Kulturpolitisch sei viel erreicht worden – in den „Bereichen Ökologisierung und Digitalisierung, bei Fragen von Fairness und gerechter Bezahlung“.
Bereits im Dezember 2023 „schenkte“ der KURIER-Interviewer der Staatssekretärin die nun veröffentlichten Ergebnisse der Kulturstrategie des Bundes. „Darin wird stehen: Inklusion, Diversität, neues Publikum, faire Bezahlung der Kulturschaffenden und Klimaschutz.“ Andrea Mayer könne diese Prophezeiung gerne gratis verwenden – und so viel Steuergeld sparen. Nun, beim Lesen der 20 Leitlinien, kommen wir aus dem Staunen nicht heraus. Denn das Ei wurde tatsächlich neu erfunden: Die Freiheit der Kunst sichern! Kunst- und Kulturinstitutionen unterstützen! Vielfalt und Offenheit fördern! Kunst und Kultur möglichst vielen Menschen zugänglich machen! Neues Publikum ansprechen! Digitalisierung als Chance bereifen! Faire Bezahlung ermöglichen! Und so weiter.
Riecht stark nach Wahlprogramm. Die Grünen haben sich also selbst ein Geschenk gemacht – fairerweise auf Kosten der Steuerzahlerinnen.
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