Supersense
Eine Welt von gestern, so scheint es, die dem Untergang geweiht ist. Obwohl diese Dinge ja noch nicht wirklich alt sind: Für die, die heute Mitte Vierzig sind, waren Wählscheibentelefone und Vinyl-Schallplatten noch ganz selbstverständliche Teile ihres Aufwachsens.
Florian Kaps liebt diese alte Welt und stemmt sich mit aller Kraft gegen ihre Auslöschung. In einem aussichtslos scheinenden Kampf rettet der kauzige Wiener ein Polaroid-Werk in den Niederlanden. Ohne dessen Betrieb ist die Instant-Fotografie am Ende. Als größte Hürde erweist sich gar nicht das finanzielle Problem, sondern die Tatsache, dass die Chemikalien, die zur Entwicklung der Fotos nötig sind, nicht mehr hergestellt werden. Mehrere Jahre tüfteln Kaps und seine Mitstreiter an eine neuen Rezeptur, die eine herzeigbare Bildqualität ergibt – und schaffen es schließlich. Als das Werkl dann wieder rennt, wird Kaps, der kreative Visionär, dem die Fokussierung auf Profit fremd ist, von seinen jungen, ehrgeizigen Managern aus der Firma geworfen. Am Ende dominieren doch wieder das Geld und die Gier.
Doch Kaps lässt sich nicht unterkriegen und hat schon mindestens drei neue Projekte im Kopf: Eines davon ist das Supersense, ein kurioser Hybrid aus Bar, Restaurant, Café und Nostalgie-Shop im zweiten Bezirk in der Praterstraße. Amerikaner, die es dorthin verschlägt, sind ganz entzückt. Können es gar nicht glauben, dass der Wurlitzer dort noch funktioniert.
Jens Meurers Porträt von Florian Kaps – gedreht auf 35-Millimeter-Film – ist eine Ode an die Freude mit analogen Dingen. Zugleich eine Hommage an Träumer, die mit Herzblut und Leidenschaft für ihre Ziele kämpfen. Gleich im – analogen – Notizbuch vormerken: Unbedingt ansehen!
"An Impossible Project". D/A 2020. 93 Min. Von Jens Meurer. Mit Florian Kaps und seinen Mitstreitern.
Kommentare