Amanda Palmer live: Komödiantisch und berührend

Energiebündel Palmer stand Freitag insgesamt fünf Stunden auf der Bühne.
Die Amerikanerin spielte solo im Wiener WUK – zwei Mal an einem Tag.

Zu Beginn der Abendshow hatte Amanda Palmer ihr Publikum gewarnt: "Ihr habt die wirkliche Show. Das Konzert vorhin war zum Aufwärmen. Und weil es nachher kein weiteres Konzert mehr gibt, muss ich nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt aufhören. Das wird ein langer Abend!"

Drei Stunden hatte er am Ende gedauert. Obwohl die 40-Jährige schon um vier Uhr am Nachmittag das erste Mal auf die Bühne kam und danach jede Menge Autogramme geschrieben hatte.

Nichts davon war ihr anzumerken. Palmer gab alles, was man von ihr erwartet. Und viel davon. Sehr viel.

Die Königin des Crowdfunding, die sich ihre "spontan verrückten" Projekte von den Hörern vorfinanzieren lässt, um keine Kompromisse machen zu müssen, pflegt über das Intent einen regen, herzlichen Austausch mit den Fans. Genauso sind ihre Shows: Sie plaudert los, als wären alle ihre Freunde in einem Wohnzimmer zusammengekommen, erzählt von Söhnchen Anthony, den Frühstücks-Vorlieben ihres Mannes Neil Gaiman und ihrer Zeit als Stripperin, als sie gerade mit der Band Dresden Dolls angefangen hatte. Sie reagiert auf jeden Zuruf und nimmt Wünsche für Songs entgegen.

Komödiantisch

In Wien begann sie damit gleich nach dem Intro mit dem (hier gar nicht kitschigen) Heintje-Song "Ich bau dir ein Schloss" und "Map Of Tasmania". Gleich der erste Wunsch nach ihrer Cover-Version von "Creep" von Radiohead wurde zum ersten Gänsehaut-Moment. Es sollten noch einige kommen.

Denn Palmer-Songs bieten – auch wenn sie nur mit Piano oder Ukulele interpretiert werden – alles, was einen unterhaltsamen Abend ausmacht: Sie sind ehrlich, nachdenklich, komödiantisch und berührend. Musikalisch pendeln sie zwischen hackenden, stampfenden Nummern und zartem Balladen-Feeling.

Vielleicht gab es dazwischen ein paar Songs, die Längen hatten. Aber Palmers unbändige Energie, ihre Leidenschaft und die Bereitschaft, alles von sich zu zeigen, machten da vieles wett. So war "Ukulele Anthem", das Palmer ohne Mikro sang – im Publikum stehend, während sich alle setzten – ein würdiger Abschluss. Ein letzter Gänsehaut-Moment und die perfekte Manifestation der fast innigen Beziehung zu ihrem Publikum.

KURIER-Wertung:

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