Alors, gib dem Dancefloor eine Botschaft!

Stromae im Mascherl-Outfit – etliche Fans taten es ihm gleich
Kritik. Der belgische Hit-Produzent Stromae bewies Mittwoch in Wien seine musikalische Bandbreite.

Stromaes Show in der Arena bot ein Panoptikum der Generationen, der Musikstile, der Beweggründe – und wurde zum frankophilen Familienausflug.

Jüngere Fans des 28-jährige n Belgiers – sein Name ist ein Anagramm des Wortes „Maestro“ – flippen aus, weil seine Bass-Rhythmen ordentlich im Magen vibrieren; Ältere schätzen die musikalische Bandbreite und die Botschaften seiner Lieder. Die Kapitalismuskritik des Sommerhits ’09 „ Alors on Danse“ war am Mittwoch allerdings auch den Älteren wurscht. Tanzen und Handy hochhalten waren Hauptanliegen.

In der ausverkauften Arena – 2010 trat Stromae noch in der Passage auf – bot der Sänger und Musikproduzent eine perfekte Show. Einerseits intim – er stieg von der Bühne, kuschelte mit den Fans – andererseits großes Spektakel samt beeindruckender Visuals. Eineinhalb kompakte Stunden lang arbeitete sich der schmächtige Mann am jüngsten Album „Racine carrée“ samt Ohrwürmern wie „Papaoutai“ sowie einigen älteren Hits ab.

Springinkerl

Stromaes Vielseitigkeit grenzt an Hyperaktivität, das wurde auch live deutlich. Er ist ein Springinkerl mit mächtiger Stimme, das, obwohl Flummi-artig auf- und abhüpfend, stets den richtigen Ton trifft. Und nein, die stimmlichen Vergleiche zu Jacques Brel sind nicht zu weit hergeholt. Das zeigen vor allem die ruhigeren Songs wie das dramatische „Formidable“, in dem er sich durch die Selbsterkenntnis quält, dass sie zwar „formidable – wunderbar“ gewesen sei, er hingegen nur „fort minable – ziemlich armselig.“ Wunderbar auch der Rumba „Tous les mêmes“, in dem er als Mann und Frau gleichzeitig auftritt. Ein geradezu exemplarisches Lied für den leptosomen Mann mit dem melancholischen Mädchengesicht: Er kommt von ganz unten und wirkt doch so sophisticated, ist ein publikumsnaher Performer, der auch auf dem Dancefloor grübelt.

Das Publikum ist, wenn nicht frankophon, dann zumindest frankophil und mit Stromaes Sprachspielereien zu begeistern. Wer’s nicht versteht, dem wird vom Nachbarn beflissen eingesagt. Dass Stromae selbst den Conférencier auf Englisch probierte, wurde wenig goutiert.

Winziger Einwand: Die Show ließ wenig Raum für Improvisation, was man sich von so einem tollen Live-Musiker gewünscht hätte.

KURIER-Wertung:

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