Akademietheater: Die Umsetzung der Kernspaltung als Schleuderkurs

Akademietheater: Die Umsetzung der Kernspaltung als Schleuderkurs
Stefan Bachmann brachte seine erste Inszenierung als Direktor der Burg heraus: Die Uraufführung "Manhattan Project" nimmt gefangen

Toto wird als Bub aufgezogen und schließlich zur Frau. Orlando, der heiß begehrte Jüngling, wacht eines Morgens als solche auf. Der eingebildete Kranke wird von einer Frau gespielt, dessen Tochter von einem Mann. Stefan Bachmann, der neue Direktor der Burg, ließ in den letzten zwei Monaten mehrfach die Geschlechterfrage thematisieren. Und dann gab es noch – als Übernahme aus Köln (wie der Molière) – den Aufstieg und Fall des Managers Johann Holtrop, bestritten von acht Schauspielerinnen. Nun, am Donnerstagabend, folgte das Gegenstück: Bachmann brachte im Akademietheater als seine erste Arbeit für Wien „Manhattan Project“ von Stefano Massini zur Uraufführung – mit einem reinen Männerensemble. 

Was allerdings noch keine Kunst ist. Denn Frauen spielen in der Geschichte um die Entwicklung der Atombombe während des Zweiten Weltkriegs eine marginale Rolle. Und doch vermochte Bachmann zu beeindrucken. Denn er lässt das sehr poetische, zwischendurch auch humorvolle Stück des italienischen Dramatikers, 1975 in Florenz geboren, an der Rampe spielen. Er drängt es dem Publikum geradezu auf: Man starrt unablässig (knapp drei Stunden inklusive Pause) in das Auge des Taifuns.

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