Uraufführung "Toto" im Burgtheater: Gemein sei der Mensch, ekelhaft und voller Wut

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Die Bühnenadaptierung des Sibylle-Berg-Romans ist ein bitterböses Singspiel über menschliche Niedertracht, mit Pfeffer und Längen.

Die Autorin Sibylle Berg ist soetwas wie die Elementarpädagogin des gesellschaftlichen Sarkasmus: In ihren angriffigen, herrlichen Romanen wie „GRM“ und „RCE“ haut sie uns all den Irrsinn um die Ohren, den wir uns im digitalen Spätkapitalismus gefallen lassen. Und fragt zugleich freundlich, aber bestimmt, wo wir eigentlich angerennt sind. Bürgerliche Radikalisierung, Demütigung der Erwerbstätigen, Überwachungskapitalismus, die Verführung der Massen, die verklemmte Sexnot des Mitteleuropäers – all das führt sie genüsslich aus.

Und oft auch, wie willig die Menschen aufzuhetzen sind, geht es gegen Schwächere, Absonderliche. Das ist nun auch eines der zentralen Themen von „Toto“: Ein Baby wird ohne erkennbare Geschlechtsmerkmale geboren. Was zwar für fast alle Dinge im Leben außer zwei völlig egal ist, Toto aber ein Leben lang zum brutal gedemütigten Außenseiter macht. Die Uraufführung am Burgtheater mit Maria Happel als haar- und geschlechtsloses Riesenbaby, das zum Katalysator menschlicher Niedertracht und zumindest als jammernder Countertenor kurz vermarktbar gemacht wird, wurde sehr freundlich akklamiert.

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